Prisma

Hitze vom Acker

Bauern könnten Klima verbessern

cae | Bei sommerlichen Hitzewellen in Europa würden die Temperaturen um bis zu 2°C sinken, wenn die Felder nach der Ernte nicht gepflügt werden. So lautet das Ergebnis einer Computersimulation.

In Europa, wo 30% der Fläche ackerbaulich genutzt werden, ist es üblich, nach der Getreideernte die auf dem Acker verbliebenen Pflanzenteile unterzupflügen. Nicht so in großen Regionen Amerikas: Dort überlassen die Farmer die Äcker sich selbst, bis sie die nächste Frucht aussäen (sogenannte Direktsaat). Die beiden Verfahren gelten in ökonomischer Hinsicht als gleichwertig, nicht aber in ökologischer Hinsicht, weil das Pflügen einen schweren Eingriff in das Bodenleben darstellt. Außerdem verändert es die Albedo, d.h. die Rückstrahlung des Sonnenlichtes. Da die trockenen Pflanzenreste heller sind als die Ackererde, ist die Albedo eines mit ihnen bedeckten Ackers relativ hoch. Wenn sie dagegen durch das Pflügen in der Erde verschwunden sind, absorbiert der Acker mehr Sonnenlicht, wird entsprechend wärmer und erhitzt die Luftschicht darüber umso mehr.

Die auf Äckern gemessenen Daten haben Meteorologen der ETH Zürich in ein Klimamodell eingespeist und ausrechnen lassen, wie sehr das unterlassene Pflügen auf sämtlichen Äckern Europas die Temperatur während der heißesten Sommertage senken würde: In Südeuropa wären es 2°C, in den nördlicheren Breiten immerhin noch 1,6°C – das sind Werte, die weit über denen von anderen Klimaschutzmaßnahmen liegen. Die Landwirte dürften allerdings skeptisch sein, ob ihnen aus der Direktsaat wirklich keine Nachteile erwachsen; mit einem Umdenken von heute auf morgen ist nicht zu rechnen.

Quelle: Davin EL, et al. Preferential cooling of hot extremes from cropland albedo management. Proc Natl Acad Sci, Epub 23.06.2014

 

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