Arzneimittel und Therapie

Therapieoptionen bei aktinischer Keratose im Vergleich

Aus einer aktinischen Keratose kann sich ein Plattenepithelkarzinom entwickeln, daher sollte sie grundsätzlich behandelt werden. Erfreulicherweise gibt es eine Vielzahl wirksamer Therapieoptionen, wie ein kürzlich veröffentlichter Cochrane-Review zeigt.

Bei aktinischen Keratosen handelt es sich um lichtbedingte maligne Hautveränderungen (griech. aktinos – Strahl), die aus einer abnormen Vermehrung atypischer Keratinozyten resultieren. Für das Anfangsstadium sind kleine, gerötete oder rötlich-braune Läsionen typisch, später können sich daraus flache und verhornte Knötchen oder schuppige und krustige Erhebungen entwickeln, deren Größe etwa zwischen einem Millimeter und zwei Zentimetern liegt. Häufig werden aktinische Keratosen mit Altersflecken verwechselt und dadurch erst spät erkannt, zumal sie im Anfangsstadium kaum Beschwerden verursachen. In fortgeschrittenen Stadien kann es jedoch auch zu Blutungen, Schmerzen und Juckreiz kommen.

Helle Hauttypen gefährdet

Aktinische Keratosen galten lange Zeit als Präkanzerosen, werden jedoch heute häufig bereits als Frühstadium (Carcinoma in situ) des hellen Hautkrebses (siehe Kasten) betrachtet.


Hauptformen des hellen Hautkrebses:


Plattenepithel- und Basalzellkarzinom

Basalzellkarzinome sind die häufigste Hautkrebsart sowie mit jährlich ca. 150.000 Neuerkrankungen auch die häufigste Tumorart des Menschen. Zwar entwickeln sich in der Regel keine Metastasen, unbehandelt können sie sich jedoch stark ausbreiten und Geschwüre bilden. Das Plattenepithelkarzinom (Stachelzellkrebs oder Spinaliom) ist die zweithäufigste und weitaus gefährlichere Form von hellem Hautkrebs. In etwa drei Prozent (bei Immunsupprimierten in etwa 30%) der Fälle kann es zur Metastasenbildung und zum tödlichen Verlauf kommen.


Gefährdet sind insbesondere hellhäutige, ältere Menschen, die in sonnenreichen Regionen leben. Durch bestimmte Freizeitaktivitäten (ausgiebiges Sonnenbaden, Solariumbesuche) können jedoch auch Jüngere betroffen sein. Läsionen entstehen bevorzugt an Körperarealen, die stark der Sonne ausgesetzt sind, das heißt Kopf, Hals, Dekolleté, Arme, Handrücken. In etwa 10% der Fälle kann sich eine aktinische Keratose zu einem Plattenepithelkarzinom entwickeln; bei immunsupprimierten Patienten liegt dieser Anteil sogar bei ca. 30%. Daher sollte eine aktinische Keratose unbedingt behandelt werden. Die Therapie kann entweder punktuell auf den Läsionen oder als Flächentherapie durchgeführt werden. Da sich im Umkreis sichtbarer Läsionen jedoch häufig noch nicht sichtbare, subklinische Hautveränderungen befinden, wird heute bei der topischen Behandlung eine großflächige Anwendung (Flächentherapie) bevorzugt, sofern die Präparate dafür zugelassen sind.

Topische Anwendung am häufigsten

Der Cochrane-Review schloss 83 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 10.036 Patienten mit diagnostizierter aktinischer Keratose ein. Evaluiert wurden 24 Behandlungsarten mit Placebo, Vehikel oder einer aktiven Therapie als Vergleich, darunter 18 mit Gelen oder Cremes (siehe Tabelle). Weiterhin wurden Studien zu Etretinat (oral), zur ablativen Lasertherapie mit CO2 bzw. Erbium-YAG (Resurfacing) sowie zu drei chemischen Behandlungen (Kryotherapie, photodynamische Therapie, Trichloressigsäure-Peeling) ausgewertet. Der Studienvergleich gestaltete sich nach Aussage der Autoren relativ schwierig, da für die Effektivität und Sicherheit jeweils unterschiedliche Parameter verwendet worden waren. Daten zur Reduktion von Plattenepithelkarzinomen durch die Behandlung der aktinischen Keratosen fanden die Autoren in den ausgewerteten Studien nicht.


Wirkstoffe aus dem Cochrane-Review und ihr Zulassungsstatus in Deutschland

Wirkstoffe
bei aktinischer
Keratose zugelassene
Präparate
in Salben und Gelen
Adapalen (Gel)
Arotinoid Methylsulfon
(Ro 14-9706)
Betulin-basiertes Oleogel
Calcipotriol
Colchicin
Diclofenac
(in 2,5% Hyaluronsäure-Gel)
Solaraze® Gel
Difluoromethylornithin (DFMO)
5-Fluorouracil
Efudix® Creme
Beta-(1,3-D)-Glucan
Imiquimod
Aldara® 5% Gel,
Zyclara® 3,75% Gel
Ingenol-Mebutate
Picato® Gel
Isotretinoin
Masoprocol
Nicotinamid
Resiquimod
Sonnenschutzmittel
Daylong actinica®
Lotion
Alpha-Tocopherol
Tretinoin
zur photodynamischen Therapie
Aminolävulinsäure
Ameluz®
Methyl-5-Aminolävulinsäure
Metvix®

Mehrere effektive Behandlungsoptionen

Die berichteten klinischen Effekte variierten von Studie zu Studie sehr stark. Ungeachtet dieser Inkonsistenz schlussfolgerten die Autoren, dass es mehrere effektive Behandlungsoptionen für die aktinische Keratose gibt. Eine vergleichbar gute Effektivität wiesen die Kryotherapie, die topische Behandlung mit Diclofenac in Hyaluronsäure-Gel, mit 5-Fluorouracil, Imiquimod und Ingenol-Mebutat sowie die photodynamische Therapie, das Laser-Resurfacing und das Trichloressigsäure-Peeling auf. Als häufigste Nebenwirkung wurden Hautirritationen beobachtet. Das kosmetische Erscheinungsbild am Behandlungsende variierte in den Studien ebenfalls; Imiquimod und die photodynamische Therapie zeigten bessere kosmetische Ergebnisse als die Kryotherapie und die topische Behandlung mit 5-Fluorouracil.

Zusammenfassend stellten die Autoren fest, dass bei der Behandlung von Einzelläsionen die photodynamische Therapie mit den Photosensitizern Aminolävulinsäure und Methyl-5-Aminolävulinsäure ein besseres therapeutisches und kosmetisches Ergebnis als die Kryotherapie liefern kann. Bei der Flächentherapie sind Diclofenac, 5-Fluorouracil, Imiquimod und Ingenol-Mebutat wirksame Optionen, wobei die Zahl der Nebenwirkungen und das kosmetische Ergebnis in den ausgewerteten Studien variierten. Eine größere Zahl von direkt vergleichenden Studien wäre notwendig, um den jeweils besten Behandlungsansatz zu identifizieren. Therapeuten sollten die Wahl der Option von der Zahl der Läsionen, dem individuell gewünschten Ergebnis und der Verträglichkeit der Behandlung abhängig machen.


Quelle

Gupta AK, et al. Interventions for actinic keratoses. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 12. Art. No.: CD004415. DOI: 10.1002/14651858.CD004415.pub2

Heller Hautkrebs. Tipps zur Vorbeugung und Behandlung, GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V., Task Force "Licht.Hautkrebs.Prävention", Stand Februar 2012.


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn



DAZ 2013, Nr. 9, S. 35

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