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Arzneimittel und Therapie
Phytotherapeutika in der alternativen Tumortherapie
Krebspatienten wenden sich im Lauf ihrer Erkrankung häufig alternativen oder komplementären Heilmethoden zu. Dabei spielen Phytotherapeutika, die häufig ohne Wissen des behandelnden Onkologen eingenommen werden, keine unwesentliche Rolle. Allerdings wurde bislang keinem pflanzlichen Krebsmittel der Alternativmedizin – mit der Ausnahme von Mistelpräparaten – eine therapeutische Wirksamkeit bestätigt. Im Gegenteil: Viele pflanzliche Krebsmittel der Alternativmedizin sind entweder wirkungslos oder schädlich. Als Beispiel für ein toxisches Phytopharmakon nannte Zilker Laetril, das auch als Vitamin B17 vertrieben wird. Es handelt sich um ein leicht verändertes Amygdalin, das unter enzymatischem Einfluss in Blausäure, Benzaldehyd und Glucose zerfällt. Bereits in den 20er Jahres des letzten Jahrhunderts experimentierte der deutsche, in San Francisco lebende Biochemiker Dr. Ernst Krebs mit Aprikosenkernen, die er allerdings als zu toxisch befand. Sein Sohn führte die Experimente fort und setzte synthetisch hergestelltes Amygdalin, sogenannte Laetrile, in der Krebstherapie ein. In den folgenden Jahren stieg der Umsatz von Laetril, das zur metabolischen Therapie angepriesen wurde. Von der FDA veranlasste Tierversuche – alle mit negativem Ausgang – konnten den wachsenden Markt von Laetril, das nun als Lebensmittelzusatz definiert und unter der Bezeichnung Vitamin B17 vertrieben wurde, nicht eindämmen. 1978 und 1982 initiierte das National Cancer Institute zwei Studien mit Laetril, die aber keine klinisch relevante antitumorale Wirkung zeigten. Ein systematisches Review von 2006 erbrachte ebenfalls keinen Nachweis für die vom Hersteller proklamierte antitumorale oder krebsvorbeugende Wirkung von Laetril. Hingegen wurden Todesfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Laetril beschrieben. Noch heute wird Laetril beworben und vertrieben.
Toxische pflanzliche Krebsmittel der Alternativmedizin
Einige, in der Alternativmedizin verwendete Krebsmittel gehen auf Heilpflanzen der Indianer oder Chinesen zurück, so etwa der Kreosotbusch, dessen hepatotoxische Inhaltsstoffe bei chronischer Einnahme zu irreversiblen Leberschäden führen können, oder die Blätter des Lapachobaums, die bei chronischem Gebrauch eine Anämie hervorrufen. Eine aus China stammende Pflanze, der vielblütige Knöterich, der als Fo-Ti in der traditionellen chinesischen Medizin breite Anwendung findet und dort zur Therapie von Brust-, Ovarial-, Uterus- und Prostatakarzinomen empfohlen wird, kann Durchfälle, Leberschäden und Hautausschläge hervorrufen. Von den heimischen Pflanzen wird mitunter Holunder als pflanzliches Krebsmittel verwendet. In seinen Blättern, der Rinde, in unreifen Beeren und in den Samen reifer Beeren ist Sambunigrin enthalten, ein dem Laetril entsprechendes cyanogenes Glycosid. Symptome einer Vergiftung sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Harmlose, aber nutzlose pflanzliche Krebsmittel
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Mögliche Interaktionen
Neben der toxischen Wirkung einiger pflanzlicher Krebsmittel der Alternativmedizin ist auf mögliche Interaktionen zwischen Medikamenten der traditionellen chinesischen Medizin und klassischen Zytostatika zu achten. So wird etwa Huang qi (Astragalus membranaceus) in China gegen Hepatitis und als Begleitmedikament bei Tumortherapien eingesetzt. Als Monosubstanz zeigt Huang qi keine antitumorale Wirkung, es verstärkt aber die Zytotoxizität klassischer Tumortherapeutika wie etwa Cisplatin, Etoposid, Vincristin oder Cyclophosphamid. Desweiteren sind Interaktionen zwischen Huang qi und Cyclosporin oder Corticosteroiden möglich.
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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