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Mehr Stress am Arbeitsplatz

Neben den oft niedrigen Gehältern ist der Stress in vielen Gesundheitsberufen ein Problem, das zu Engpässen am Arbeitsmarkt führen wird, warnt das Institut für Arbeit und Technik (IAT) an der Westfälischen Hochschule. Als "Schattenseiten des Wirtschaftsgeschehens" und "Achillesferse für die Zukunftsbranche Gesundheit" bezeichnen die Wissenschaftler die Arbeitsbedingungen und das Einkommen in Teilen der Branche. Besonders brisant sieht es in der Altenhilfe und bei geringer qualifizierten Berufsgruppen aus. Auch der "Stressreport 2012" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt, dass die Belastung für Arbeitnehmer gestiegen ist und vermehrt zu Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung führt.

Die "übermäßig hohe Stressanfälligkeit" in den Gesundheitsberufen nehme mit dem Alter zu, so das IAT. Eine Ausnahme bilden die Ärzte. Mit Blick auf den wachsenden Versorgungsbedarf und den absehbaren Mangel an Fachkräften seien Konzepte nötig, um die Belastungen zu reduzieren und die Arbeit den Qualifikationen und dem Alter der Beschäftigten anzupassen. Nur dann könnten beispielsweise auch Wiedereinsteiger in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Das IAT fordert Arbeitgeber, Arbeitnehmervertreter und Politiker auf, mit entsprechenden Programmen zur Arbeitsgestaltung dafür Sorge zu tragen, dass sich sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Qualität und Wirtschaftlichkeit verbessern.

Gegenüber der Ärzte Zeitung sagte Institutsleiter Dr. Josef Hilbert, die Debatte über die Notwendigkeit eines betrieblichen Gesundheitsmanagements sei an der Gesundheitsbranche "bislang weitgehend vorübergegangen".

Die Untersuchung basiert auf dem "Lohnspiegel" der Hans-Böckler-Stiftung, einer fortlaufenden Online-Befragung zu Arbeitsbedingungen für alle Branchen und Berufsgruppen – auch der Apothekenberufe.


Weitere Infos


Stressreport 2012

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen hat am 29. Januar in Berlin auf einer Tagung zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz den "Stressreport 2012" der BAuA vorgestellt. Er basiert auf Befragungen von rund 18.000 Erwerbstätigen. Typische Belastungsfaktoren sind:

  • Multitasking,
  • starker Termin- und Leistungsdruck,
  • ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge,
  • Arbeitsunterbrechungen,
  • "sehr schnell arbeiten müssen".

Belastungsfaktoren


Einige Ergebnisse des Stressreports 2012


  • Die Belastung durch "starken Termin- und Leistungsdruck", "sehr schnell arbeiten müssen" und "detailliert vorgeschriebene Arbeitsdurchführung" hat zugenommen.

  • Ein Drittel der Befragten lässt Pausen wegen zu viel Arbeit ausfallen.

  • Gesundheitliche Beschwerden durch langfristige psychische Belastungen nehmen zu.

  • Jeder sechste Beschäftigte fühlt sich häufig während der Arbeit sowohl körperlich als auch emotional erschöpft.


Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Ein alarmierendes Ergebnis: Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen stieg in den letzten 15 Jahren um 80 Prozent. 2011 waren es bundesweit über 59 Millionen Tage – dadurch entstehen Produktionsausfälle in Höhe von 5,9 Milliarden Euro und ein Verlust an Bruttowertschöpfung von 10,3 Milliarden Euro.

Bei Frühverrentungen sind psychische Gesundheitsstörungen inzwischen die häufigste Ursache.


Dr. Sigrid Joachimsthaler



DAZ 2013, Nr. 6, S. 90

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