DAZ aktuell

Auf der Suche nach der PTA 2.0

Dr. Reinhild Berger

Immer wieder wurde die Novellierung der PTA-Ausbildung aufgeschoben mit dem Hinweis, man wolle erst die Neufassung der Apothekenbetriebsordnung abwarten. Diese liegt nun seit fast einem Jahr vor und hat reichlich Bewegung in die Apotheken gebracht. Klares Ziel ist, bei jeder pharmazeutischen Tätigkeit eine möglichst hohe Qualität zu leben. Was könnte diese Richtung besser unterstützen als die Forderung, die Weichen für die PTA-Ausbildung neu zu stellen? Die große Mehrzahl der Kundenkontakte in der Apotheke läuft über die PTA. Und niemand wird widersprechen: Der erste Eindruck zählt ebenso wie das anschließende Beratungsgespräch. Hier muss die Qualität stimmen, ja unangreifbar sein.

Die letzte Aktualisierung der PTA-Ausbildung stammt aus den Neunziger Jahren. Eine Anpassung ist überfällig und auch von allen Seiten gewünscht. Die Bundesapothekerkammer hat kürzlich einen Vorschlag zur "Neuordnung der PTA-Ausbildung" vorgelegt, die ADEXA-Fachgruppe PTA hat detailliert eigene Vorstellungen geäußert, ebenso eine Gruppe von Lehrern der PTA-Schule Ellwangen. Im Wesentlichen geht es um die Frage: Zweieinhalb oder drei Jahre Ausbildung? Die BAK hält zwei Jahre Fachschule plus ein halbes Jahr Praktikum weiterhin für "ausreichend und sinnvoll", für ADEXA sind drei Jahre Ausbildung, davon zweieinhalb Jahre Fachschule, zukünftig "ein Muss", ebenso spricht sich die Ellwanger Schule für Verlängerung aus.

Die BAK argumentiert mit den Kosten, erwartet aufgrund der demografischen Entwicklung einen "Bewerberschwund" und antizipiert bei den Schulen "große organisatorische Schwierigkeiten". In der Tat sollte man finanzielle Aspekte ernst nehmen und darf auch – damit verbundene – organisatorische Aspekte nicht vernachlässigen. Denn immer öfter hört man PTA-Schulen über ihre wirtschaftliche Situation klagen. In Nordrhein-Westfalen soll die bisherige Landesförderung für PTA-Schulen sogar komplett eingestellt werden. Einen Bewerberschwund dagegen müsste man kaum fürchten, wenn es gelänge, dem Berufsbild der PTA eine neue, attraktive Ausrichtung zu geben. Denn noch gelten Gesundheitsberufe als zukunftsträchtig.

Wer den "Apotheker 2.0" fordert und die patientenorientierte Pharmazie ausbauen will, bleibt nur glaubwürdig, wenn er auch einer "PTA 2.0" den Weg ebnet. Wie genau dieser Weg aussehen kann, wird in den nächsten Wochen und Monaten zu verhandeln sein. Die "PTA 2.0" wäre nicht nur ein wichtiger Baustein im Zukunftssystem der patientenorientierten Apotheke, sondern hätte auch Zugkraft auf die jungen Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden. Dass das System "Apotheke 2.0" auf allen Ebenen, auch im Bereich der PTA-Ausbildung, etwas kostet und auch kosten muss, darf nicht wegdiskutiert werden. Hier schon im Vorfeld den Kopf einzuziehen und halbherzige Lösungen zu akzeptieren, kann folgenschwer sein. Man muss zumindest versuchen, hartnäckig zu verhandeln und auch finanzielle Fragen auf den Tisch zu bringen. Ebenso sollte das Abgrenzungsgerangel zwischen den Apothekenberufen der Vergangenheit angehören. Sowohl Apotheker als auch PTA haben ihre spezifischen, wichtigen und anspruchsvollen Aufgaben.

Der PTA-Beruf wurde 1969 geschaffen und feiert noch in diesem Jahrzehnt seinen 50. Geburtstag. PTA stellen die größte Berufsgruppe innerhalb der öffentlichen Apotheke – ihre Anzahl hat im letzten Jahr noch einmal um 1400 zugelegt. Die PTA prägt das Bild der Apotheke im gleichen Maße wie der Apotheker – schenken wir ihr also die gleiche Wertschätzung. Ohne Abstriche. Und erwarten wir mit Spannung eine offene, ehrliche und an klaren Qualitätszielen ausgerichtete Diskussion um die neue PTA-Ausbildung.


Reinhild Berger

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