Gesundheitspolitik

Suchtprobleme nehmen zu

Fehlzeiten-Report informiert zu Arbeitsunfähigkeitsgründen

Berlin (jz). Die Einnahme von Suchtmitteln ist immer häufiger Grund für die Arbeitsunfähigkeit von Arbeitnehmern. Die Betroffenen sind dabei durchschnittlich dreimal so lange krankgeschrieben wie Arbeitnehmer, die aus anderen Gründen arbeitsunfähig sind. Das meldet die AOK und beruft sich auf den aktuellen Fehlzeiten-Report des eigenen Wissenschaftlichen Instituts WIdO, der in diesem Jahr den Schwerpunkt "Sucht" hat. Sorgen bereitet der Kasse auch der Trend zu einer verstärkten Einnahme von leistungssteigernden Mitteln.

"Obwohl in den vergangenen Jahren eine ganze Menge unternommen worden ist, können wir bei den Suchterkrankungen keine Entwarnung geben", konstatiert Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand beim AOK-Bundesverband. Während der Anteil der suchtbedingten Fehltage 2002 noch bei 2,07 Millionen lag, stieg er auf 2,42 Millionen im Jahr 2012. Eine Steigerung um 17 Prozent in zehn Jahren. Die meisten suchtbedingten Krankschreibungen (44%) waren 2012 auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Zweite Hauptursache war das Rauchen. Das hat Folgen – nicht nur für die Gesundheit der Betroffenen, sondern auch für die Wirtschaft: "Allein die Kosten von Alkohol- und Tabaksucht belasten die deutsche Wirtschaft jährlich mit etwa 60,25 Milliarden Euro", erklärt Deh.

Inzwischen sind neue Suchtmittel wie etwa leistungssteigernde Substanzen auf dem Vormarsch. Laut aktueller WIdO-Umfrage unter 2000 Erwerbstätigen zwischen 16 und 65 Jahren nahmen immerhin fünf Prozent der Arbeitnehmer in den letzten zwölf Monaten Medikamente wie Psychopharmaka oder Amphetamine zur Leistungssteigerung ein – bei den unter 30-Jährigen jeder Zwölfte. Und die Dunkelziffer dürfte noch erheblich größer sein, vermutet der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Studien zufolge seien viele Menschen bereit, bei hoher Arbeitsbelastung stimulierende Mittel einzunehmen. Derlei Themen sollten daher künftig stärker in den Angeboten der Krankenkassen berücksichtigt werden können, fordert Deh. Bisher fehle "der politische Rückenwind" für eine praxisnahe Präventions- und Versorgungsforschung.

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