Gesundheitspolitik

Brief an den ABDA-Präsidenten

Protest-Apotheker stellen kritische Fragen an Friedemann Schmidt

Berlin (lk/wes). In einem Offenen Brief an ABDA-Präsident Friedemann Schmidt verlangt eine Gruppe von "Protest-Apothekern" um Kathrin Kossendey und Gabriela Aures Auskunft darüber, wie die ABDA-Führung auf die kürzlich veröffentlichten Äußerungen und Positionen verschiedener Verbände der gesetzlichen Krankenversicherungen über die Relevanz der Apotheken und ihre Rolle im Gesundheitswesen zu reagieren gedenke.

In dem im nebenstehenden Kasten im Wortlaut dokumentierten Brief möchten die Apotheker wissen, was die ABDA gegen "Frontalangriffe der GKV" unternehme. Damit ist offenbar das Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes mit Forderungen an die nächste Bundesregierung gemeint. In dem Papier mit dem Titel "Zukunftsmodell gesetzliche Krankenversicherung" wird u. a. eine Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbots gefordert. Bei der Vorstellung dieses Papiers hatte der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Volker Hansen, gefordert, den Vertrieb von Arzneimitteln effizienter und wirtschaftlicher zu organisieren und die Behinderung von Versandapotheken zu beenden.

Mit Blick auf das Projekt "Medicheck" zwischen dem Verband der Ersatzkassen vdek und dem Hausärzteverband Sachsen-Anhalt äußern die Unterzeichner die Befürchtung, schrittweise von der Versorgung der Patienten und von einem Medikationsmanagement ausgeschlossen zu werden.

Beim Thema Medikationsmanagement stellt der Brief außerdem die Frage nach der Vergütung. Diese Aufgabe sei bisher ohne gesonderte Honorierung erbracht worden, was nun die Begründung für die Einführung einer Bezahlung erschwere. Zumal genau diese Aufgabe den Apotheken per Gesetz auferlegt worden sei. Die Unterzeichner fragen sich – und Friedemann Schmidt – warum "Kassen und Politik" nun einer Vergütung zustimmen sollten.

Die "Protest-Apotheker" begehren zudem Auskunft über den Stand der Diskussion der von ABDA-Vize Mathias Arnold geleiteten Arbeitsgruppe "Leitbild": wie weit die Arbeit dieser Gruppe gediehen sei, wie die Apothekerinnen und Apotheker in die Diskussionen einbezogen werden könnten und welche Aufgabenfelder die Apotheker nach heutigem Diskussionsstand in Zukunft erfüllen sollen.

Zu guter Letzt fordern die Unterzeichner eine Alternative zur jetzigen packungsbezogenen Honorierung und eine "entsprechende, auskömmliche und nachhaltige Vergütung."

Offener Brief


Offene Anfrage an den Präsidenten der ABDA, Friedemann Schmidt


Sehr geehrter Herr Schmidt,

aufgrund der letzten Äußerungen des GKV-Spitzenverbandes über die Relevanz der Apotheken und ihre Rolle für die Arzneimittelsicherheit sowie dem Projekt "Medicheck" zwischen der vdek und dem Hausärzteverband Sachsen-Anhalt erwarten wir, die Unterzeichner, eine Aufklärung darüber, wie die ABDA sich das neue Leitbild der Apotheker vorstellt.

  • Was gedenken Sie bis zur Fertigstellung und Implementierung des Apothekers 2.0 zu tun, um Frontalangriffen der GKV, wie jüngst geschehen, entschlossen entgegenzutreten?

  • Wie sollen wir "näher an den Patienten" kommen, wenn wir von Versorgung und Medikationsmanagement schrittweise ausgeschlossen werden sollen?

  • Wie wollen Sie eine Vergütung für das Medikationsmanagement begründen, wenn diese Aufgabe bisher kostenlos übernommen wurde?

    Des Weiteren ist ja genau diese Aufgabe die uns per Gesetz auferlegte – warum sollten Kassen und die Politik hier einer Vergütung zustimmen?

  • Wie weit ist die Arbeitsgruppe "Leitbild" bisher mit der Ausarbeitung?

  • In welchem Maße werden die Betroffenen, also alle Apothekerinnen und Apotheker in den (weiteren) Entstehungsprozess einbezogen werden?

  • Welche (neuen) Aufgabenfelder sollen von den Apotheken besetzt werden und wie wollen Sie dafür Sorge tragen, dass hier auch tatsächlich eine entsprechende, auskömmliche und nachhaltige Vergütung gewährleistet wird – als Alternative zur jetzigen packungsbezogenen Honorierung?


Florian Becker, Becker‘sche Apotheke, Bad Waldsee

Ann Kathrin Kossendey, Kossendey‘s Gesundheitshaus, Wiefelstede

Christian Giese, Karlapotheke, Karlsruhe

Martin Lörzer, Schwanapotheke, Bad Brückenau

Reinhart Mertins, Hindenburg Apotheke, Dortmund

Thomas Brongkoll, Senden (Westfalen)

Björn Kersting, Apotheke Alte Messe, Leipzig

Andreas Flöter, Laurentius Apotheke, Merzenich

Norbert Mertens, Delphin Apotheke, Paderborn

Christian Redmann, Stadtapotheke, Ebermannstadt

Georg Dribusch, St.Gallus Apotheke, Paderborn

Gabriela Aures, Rathaus Apotheke, Gaimersheim

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