Gesundheitspolitik

Unser Ding

Peter Ditzel Herausgeber der DAZ

Das ist eine ganze Menge: ein Drittel aller Patienten über 65 Jahre nehmen täglich mehr als fünf Arzneimittel ein. Und bei den über 80-Jährigen ist es sogar schon jeder Zweite. Das geht aus dem in der vergangenen Woche erschienenen Arzneimittelreport der Barmer GEK hervor. Fünf und mehr Arzneimittel – da leidet die Compliance, ganz zu schweigen von möglichen Neben- und Wechselwirkungen. Und wenn man weiß, wie bisweilen diese Arzneimittel eingenommen werden, zu falschen Zeiten, zum Teil alle auf einmal, ohne zeitlichen Abstand, dann wundert es nicht, wenn die gewünschten Erfolge ausbleiben oder sogar Krankheitsverschlimmerung eintritt.

Dabei müsste das in den meisten Fällen so nicht sein. Gerd Glaeske, Mitautor des Arzneimittelreports, sieht die Apotheker hier in einer wichtigen Rolle: sie müssten sich mehr einbringen. Ja, lieber Herr Glaeske, das ist den Apothekern durchaus bewusst. Was meinen Sie, worauf alle aktuellen Bemühungen rund um die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und die patientenorientierte Pharmazie (POP) abzielen? Was meinen Sie, warum Forderungen laut werden, die Klinische Pharmazie zu stärken? Was meinen Sie, warum die ABDA sich immer noch um ein ABDA-KBV-Modell bemüht, obwohl es von vielen Ärzten, Krankenkassenfunktionären und – hinter vorgehaltener Hand – auch von einigen Apothekerfunktionären als gescheitert eingestuft wird?

Die Apotheker können diese Aufgaben übernehmen, ja, es ist ihr Ding. Sie können den Patienten helfen, Ordnung in ihre Medikation zu bringen. Und sie haben den Durchblick bei Neben- und Wechselwirkungen. Es ist der Apotheker, der wesentlich zur Complianceverbesserung beitragen kann. Die Apotheker können Medikationsmanager sein – wenn man sie denn ließe. Und wenn man sie dafür honorieren würde. Oder sollen sie mit diesen Zusatzaufgaben, die Zeit und Geld kosten, in Vorleistung gehen? Ohne Honorar? Das Vertrauen in die Politik, dafür nachträglich ein Honorar zu erhalten, geht gegen Null. Während Krankenkassen den Ärzten bis zu 185 Euro pro Jahr und Patient bereits für einfache Arzneichecks überweisen, schauen die Apotheker in die Röhre. Herr Glaeske, wie wär’s, wenn Sie sich dafür einsetzen, dass die Barmer GEK den Apothekern Arzneimittel-(sicherheits)checks als abrechenbare Leistung vergütet? Das wäre ein Anfang!


Peter Ditzel

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