Prisma

Erwartung beeinflusst Wirkung

Die Erwartungshaltung spielt beim Wechsel von Arzneimitteln offenbar eine wichtige Rolle. Hat ein Patient z. B. mit einem Analgetikum schlechte Erfahrungen gemacht, wird auch die Wirkung des nächsten wahrscheinlich nicht zufriedenstellend sein.

Das berichtete Priv-Doz. Dr. Ulrike Bingel auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Die Medizinerin ließ Freiwillige schlechte Erfahrungen mit einer vermeintlichen Schmerzsalbe machen: Die Probanden bekamen an verschiedenen Stellen der Haut zwar die gleiche Salbe, wussten aber nicht, dass die Studiendurchführenden mittels Hitze unterschiedlich starke Schmerzreize erzeugten. Tags darauf erhielten sie dann statt der Salbe ein Schmerzpflaster, der Schmerzreiz wurde um 30 Prozent verringert. Wer nun zuvor schlechte Erfahrungen mit der Salbe gemacht hatte, stellte auch mit dem Pflaster weniger Schmerzlinderung fest. Angesichts dieser Resultate erscheine etwa das Stufenschema der WHO zur Schmerzbehandlung mit der sukzessiven Anwendung stärkerer Wirkstoffe als fragwürdige Strategie, so Bingel.


hel/ral


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie



DAZ 2012, Nr. 41, S. 6

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