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Gesundheitspolitik
Des Deutschen liebstes Kind – Firmenwagen für leitende Angestellte?
Die Frage der Zurverfügungstellung eines Firmenwagens für einen leitenden Angestellten hat stets zwei Perspektiven – eine steuerliche und eine motivationale bzw. eine inhaltlich zu begründende Komponente. Zunächst ist ein Firmenwagen deshalb schon eine interessante Angelegenheit für Mitarbeiter, da dies nach wie vor mit einem sehr positiven Image verbunden ist ("Mein Unternehmen stellt mir einen Firmenwagen zur Verfügung"). Der davon profitierende Mitarbeiter gewinnt auch in der Wahrnehmung seines Umfeldes an Wert.
In steuerlicher Hinsicht haben Mitarbeiter durchaus einen Vorteil. Firmenwägen müssen mit 1% des tatsächlich bezahlten Preises pro Monat versteuert werden. Hat der Wagen also gemäß Listenpreis 30.000 Euro gekostet, der Apothekenleiter konnte aber einen Rabatt von 10% rausschlagen, wurden faktisch 27.000 Euro bezahlt. Davon die besagten 1% entsprächen 270 Euro, die dann zu versteuern wären. Für Mitarbeiter ist dies in der Regel eine lohnende Sache, da die Versteuerung nach der 1%-Regel normalerweise attraktiver ist, als wenn ein vergleichbarer Betrag an Gehalt zusätzlich bezahlt würde, was dann ja nach dem Einkommenssteuersatz versteuert werden muss. Für den Apothekenleiter bleibt es in jedem Fall eine Betriebsausgabe, die er als Aufwand geltend machen kann.
Nun stellt sich aber die Frage nach einer inhaltlichen Rechtfertigung. Streng genommen braucht ein Mitarbeiter einer Apotheke – so er nicht schwerpunktmäßig für den Botendienst eingesetzt ist – keinen eigenen Wagen. Aus beruflicher Sicht gibt es also kaum Anknüpfungspunkte für einen Firmenwagen. Vergleicht man dies mit dem Außendienst des Pharmagroßhandels wird der Unterschied deutlich. Dieser benötigt zwingend ein Fahrzeug, um sein Vertriebsgebiet besuchen zu können. Hier macht es Sinn bzw. ist die Aufgabenerfüllung nur mithilfe eines zur Verfügung gestellten Wagens zu bewerkstelligen.
Ergo ist ein Firmenwagen ein Vergütungs- und Motivationsinstrument. Wenn es dies sein soll, stellt sich die Frage, wer die Auswahl des Autos trifft. Der Apothekenleiter kann ein Budget vorgeben, in dessen Rahmen ein Wagen ausgewählt werden kann. Die Frage ist aber auch, welche Rechte und Pflichten mit der Zuweisung eines Wagens entstehen. Wer zahlt die Tankrechnung? Was kann abgerechnet werden, was nicht? Welche Ausstattungspakete werden angeschafft, welche Farbe hat das Auto? Je nach Modell, Ausstattung und Farbe ist ein Auto besser oder weniger gut wiederzuverkaufen. Wie häufig soll ein Wagen ausgetauscht werden? Ist ein Kilometer-Limit vorgesehen? An dieser Auflistung an Fragen kann man ersehen, dass die Frage eines Firmenwagens genau geprüft werden muss. Ein stark von Limitierungen geprägtes Angebot eines Firmenwagens an einen Mitarbeiter verliert schnell an Charme. Ist der Mitarbeiter dennoch mit dem Angebot zufrieden oder gar begeistert, kann es durchaus ein probates Mittel sein, Angestellte zu motivieren und vor allem an das Unternehmen zu binden. Denn sollte der Wagen eine gewisse Laufzeit haben, fühlt sich der Mitarbeiter verpflichtet noch zu bleiben, zumindest wird der Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber schwerer. Bei dem neuen Arbeitgeber könnte ein Ansinnen nach Auslösung des Wagens in das neue Beschäftigungsverhältnis Irritation auslösen. Im Übrigen gewöhnt man sich an derlei Vergünstigungen, so dass es schwerer wird, einen vergleichbaren Arbeitgeber zu finden.
Am Ende des Tages ist ein Firmenwagen eine Möglichkeit, Mitarbeiter zu vergüten, an das Unternehmen zu binden und zu motivieren. Ob es für jeden infrage kommenden Mitarbeiter das Instrument schlechthin ist, hängt von vielen Parametern ab. Zu welchen Zwecken braucht der Mitarbeiter ein Auto, wie weit liegen Apotheke und Wohnort auseinander? In welcher familiären Situation befindet sich der entsprechende Mitarbeiter? Und schließlich stellt sich stets die Frage, welche Alternativen der Mitarbeiter an Vergütungskomponenten oder Motivationsanreizen hätte oder ausschlagen muss, um einen Firmenwagen erhalten zu können. Im Vergleich zu Gehaltserhöhungen wirkt ein Firmenwagen länger, denn man macht sich bei jedem Einsteigen in den Wagen mehr oder weniger bewusst, dass dieser seitens der Apotheke zur Verfügung gestellt wird. Eine Gehaltshöhe wird von Mitarbeitern schnell erlernt und dann als adäquates Äquivalent zur erbrachten Leistung gesehen. Damit wirkt eine reine entgeltliche Gehaltserhöhung somit rasch nicht mehr sonderlich motivierend. Von daher sind Firmenwagen eine Überlegung wert, wenn auch in anderen Unternehmen sehr viel stärker als in Apotheken.
Andreas Kaapke
Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte.
E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de
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