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Gesundheitspolitik
ABDA-Vize Schmidt: Vier Testregionen zur Auswahl
AZ: Anfang März wollte die ABDA eine Testregion für das ABDA-KBV-Modell präsentieren. Wie ist der aktuelle Stand?
Schmidt: Im vergangenen Jahr haben wir erhebliche Vorleistungen bei der Planung des Konzepts erbracht. Seit Jahresbeginn ist das GKV-Versorgungsstrukturgesetz nun in Kraft. Derzeit sind die Regionen am Zuge – dort müssen sich Apotheker und Ärzte einig werden. Von unserer Seite stehen alle Signale auf Grün. Ich denke: Wir werden bald eine Testregion präsentieren können.
AZ: Gibt es dazu bereits eine Übereinstimmung mit der dazugehörigen KV-Region?
Schmidt: Die Ärzte in Sachsen und Thüringen haben sich aktiv um die Umsetzung des Konzepts beworben, zwei andere Regionen – Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein – haben zumindest noch nicht abgesagt. Genaueres müssen Sie bei den Kassenärztlichen Vereinigungen erfragen. Momentan haben wir so etwas wie ein Luxusproblem: Es sind noch vier Testregionen in der Diskussion, wir brauchen aber nur eine.
AZ: Wie ist der Stand der Verhandlungen mit den dortigen Krankenkassen? Denn schließlich gehören drei Parteien zum ABDA-KBVPilotprojekt.
Schmidt: Sie haben Recht: Die Kassen müssen an Bord sein, denn sie sollen ja schließlich auch ihre Versicherten motivieren, mitzumachen. Wenn Ärzte, Apotheker und Kassen gemeinsam auf die Patienten zugehen, kann ein enormer Mehrwert erzielt werden. Aber zuallererst muss die Region von Ärzten und Apothekern konsentiert sein.
AZ: Das BMG hatte zuletzt mehr Tempo bei der Umsetzung angemahnt. Wer oder was sitzt im Bremserhäuschen?
Schmidt: Ich sehe niemanden in diesem Bremserhäuschen. Aber wir sollten nicht vergessen, dass das Gesetz erst vor wenigen Wochen in Kraft getreten ist und die Umsetzung des Modells komplex ist: Denken Sie nur an das Medikationsmanagement mit seinen gesetzlichen und vertraglichen Implikationen, denken Sie nur an die Verwaltung der Daten, ohne die das Projekt nicht funktioniert. Statt über die eine oder andere, aus meiner Sicht nicht dramatische Verzögerung zu sprechen, rede ich lieber über den Kern der Sache: Das ABDA-KBV-Modell wird zeigen, dass wir die Versorgung von Patienten verbessern können und gleichzeitig Geld sparen – die Formel lautet: Mehr Qualität durch Therapieoptimierung bei weniger Ressourceneinsatz. Das ist ein sensationelles Angebot an die Patienten und ein tolles Angebot an die Politik. Da schert mich die eine oder andere Woche überhaupt nicht. Ich weiß: Das Modell ist gut, es ist gewollt und es wird kommen.
AZ: Es sieht so aus, als ob die Begeisterung der Ärzteschaft in den letzten Monaten stark gelitten hat. Worauf führen Sie das zurück?
Schmidt: Wir sollten nicht demokratische Prozesse in föderal strukturierten Verbänden mit mangelnder Begeisterung verwechseln. Die Diskussionen auf Landesebene sind intensiv – und das dient der Sache.
AZ: Zur wirtschaftlichen Lage: Haben die von der ABDA beklagten AMNOG-Folgen bereits auf die Apotheke an der Ecke durchgeschlagen? Wie macht sich das bemerkbar?
Schmidt: Das macht sich in der Stimmung bemerkbar – 2011 war ein hartes Jahr, 2012 wird nicht besser. Jeder von uns, der in der Apotheke steht, kann da ein Lied davon singen, ein trauriges Lied. Den Kolleginnen und Kollegen vor Ort ist der Sinn des derzeitigen Sparbeitrages bei gleichzeitig steigenden Leistungsanforderungen nur schwer zu vermitteln. Dass die Apotheken 2011 und 2012 nun jeweils 1,2 statt eine Milliarde Euro Zwangsabschlag zugunsten der GKV-Finanzen beitragen, ist kaum von der Hand zu weisen.
AZ: Steuerfahnder bei Lauer-Fischer, Datenschützer bei VSA sorgen für negative Schlagzeilen. Gerät das honorige Image der Apotheker durch einzelne schwarze Schafe in Gefahr?
Schmidt: Ich denke, dass die Menschen sehr gut unterscheiden können zwischen den möglichen Verfehlungen Einzelner und der Gesamtheit der Apotheker, die in diesem Land für eine hervorragende Arzneimittelversorgung stehen. Noch sind das laufende Verfahren. Wichtig ist, dass den Verdachtsmomenten nachgegangen wird – Aufklärung hat absolute Priorität.
AZ: ABDA-Präsident Wolf hat von der VSA vollständige Aufklärung der Vorwürfe wegen möglicher Verstöße gegen den Datenschutz beim Datenhandel eingefordert. Sind die Vorgänge aus Ihrer Sicht mit den VSA-Erklärungen hinreichend ausgeräumt?
Schmidt: Nochmal: Je mehr Aufklärung, umso besser, das kann man gar nicht genug betonen. Jetzt sind erst einmal die Datenschutzbeauftragten am Zuge; sie müssen beurteilen, ob das, was Sie und ich in Zeitungsberichten und Pressemitteilungen lesen konnten, zur Aufklärung ausreicht.
AZ: Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.
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