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Arzneimittel und Therapie
Deutliche Verbesserung der Lungenfunktion durch Ivacaftor
Etwa 8000 Menschen in Deutsch land und 70.000 weltweit leiden an der bisher unheilbaren Erbkrankheit zystische Fibrose (Mukoviszidose). Jedes Jahr werden in Deutschland rund 300 Kinder mit der Erkrankung geboren. Die Ursache sind verschiedene Mutationen am langen Arm des Chromosoms 7. Das betroffene Gen codiert für das Protein CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator), das in der Zellmembran als Chloridkanal fungiert. Durch die Veränderung des Gens kommt es zu einer Fehlfunktion von Chloridkanälen. Während bei Gesunden in diesen Kanälen Chlorid-Ionen aus der Zelle heraustransportiert werden, ist bei Erkrankten der Wassergehalt des Bronchialsekrets sowie der anderer Sekrete zu niedrig. Dadurch werden sie zähflüssig; die Folge sind Funktionsstörungen unterschiedlicher Art in den betroffenen Organen.
Verbesserte Lebensqualität bei vielen Patienten
Bisher sind insgesamt über 1000 verschiedene Mutationen des CFTR-Gens bekannt, die in unterschiedlichen Populationen mehr oder weniger gehäuft auftreten. Die beiden Defekte G551D, an der etwa 5% der Erkrankten leiden, und F508del verursachen häufiger als nonsense-Mutationen eine Mukoviszidose. An der Entwicklung von neuartigen Präparaten mit den Wirkstoffen VX-770 und VX-809 für Patienten mit diesem CFTR-Defekt arbeitet der Hersteller Vertex Pharmaceuticals. Der oral applizierbare Wirkstoff Ivacaftor (VX-770, Kalydeco®) konnte in Studien die CFTR-Funktion an der Zelloberfläche sowohl in Zellkulturen als auch in Patienten, die die Mutation G551D alleine oder zusammen mit F508del trugen, deutlich erhöhen.
In einer jetzt abgeschlossenen Phase-III-Studie bewerteten US-amerikanische Wissenschaftler die Lungenfunktionen von 161 Kindern mit einer zystischen Fibrose. Die Studienteilnehmer erhielten entweder Ivacaftor oder ein Placebopräparat und waren mindestens zwölf Jahre alt.
In der Gruppe der Studienteilnehmer, die Ivacaftor erhielten, konnte durch Lungenfunktionstests eine 17%ige Verbesserung der Lungenfunktion gegenüber der Placebo-Gruppe nachgewiesen werden. Bei den Teilnehmern unter einer Ivacaftor-Therapie zeigte sich auch eine verminderte Chloridkonzentration im Schweiß. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist dieses Ergebnis ein Hinweis auf eine durch den Wirkstoff bedingte Vereinfachung des Salztransfers. Darüber hinaus kam es bei den Studienteilnehmern, die Ivacaftor erhielten, zu einer Gewichtszunahme um mehr als 3 kg im Vergleich zur Placebo-Gruppe und zu weniger respiratorischen Exazerbationen.
Mit einer Ivacaftor-Therapie könnte nach diesen Ergebnissen somit eine grundsätzliche Verbesserung der Lebensqualität für Patienten mit G551D-Veränderung und zystischer Fibrose erzielt werden.
Quelle
Dr. Hans-Peter Hanssen
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