Prisma

Bei Krebspatienten auf Fatigue achten

Etwa ein Drittel aller Krebspatienten fühlt sich durch die Erkrankung selbst und/oder durch die Therapie erschöpft und abgeschlagen. Unmittelbar nach einem Krankenhausaufenthalt sind sogar 40 Prozent von der "Fatigue" genannten Begleitsymptomatik betroffen. Sie bleibt häufig jedoch unbemerkt, wie Leipziger Wissenschaftler jetzt feststellten.

Um die Verbreitung von Fatigue bei Krebspatienten besser zu verstehen, hatten die Wissenschaftler fast 1500 Patienten mit 27 unterschiedlichen Krebserkrankungen befragt. Sie baten die Patienten bei Aufnahme auf die Station, am Entlassungstag und ein halbes Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt mittels eines Selbsteinschätzungs-Fragebogens Angaben über psychische, körperliche, geistige und emotionale Anzeichen von Fatigue zu machen.

Der durchschnittlich zwei Wochen dauernde Krankenhausaufenthalt und die Therapie hinterließen bei den Patienten Spuren: Während bei der Aufnahme zur stationären Behandlung insgesamt 32 Prozent die typischen Anzeichen der Fatigue-Symptomatik zeigten, waren es am Tag der Entlassung 40 Prozent. Ein halbes Jahr später war die Quote der Betroffenen wieder auf 34 Prozent zurückgegangen.

In den meisten Therapieplänen findet die Thematik nur wenig Beachtung. Zudem stellten die Wissenschaftler fest, dass besonders junge Patienten durch die Fatigue beeinträchtigt waren: In der Patientengruppe der unter 40-Jährigen zeigten am Tag der Klinikaufnahme über die Hälfte die typischen Anzeichen von chronischer Müdigkeit und Erschöpfung. Von den über 60-Jährigen war nur jeder fünfte Patient betroffen.

Eine Befragung im Rahmen der Krebstherapie könnte die Situation eventuell verbessern. Falls eine Blutarmut vorliegt, kommt als Behandlung zum Beispiel die Gabe roter Blutkörperchen als Transfusion in Frage. Auch körperliche Bewegung, etwa häufiges Spazierengehen oder fachkundig angeleitetes Training in Sportgruppen, können sich positiv auswirken. Hat die Fatigue vor allem eine psychosoziale Komponente, sind Gespräche mit einem Psychoonkologen empfehlenswert.


hel


Quelle: Singer, S. et al.: Br. J. Canc. 2011; 105: 445 – 451



DAZ 2011, Nr. 46, S. 8

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