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Wenn schon, dann Monos

BERLIN (jz/ks). Erneut haben die Monopräparate die (schnupfende) Nase vorne: Bei einer Untersuchung des Verbrauchermagazins Öko-Test schnitten zum wiederholten Mal Kombinationspräparate überwiegend mit "ungenügend" ab. 14 rezeptfreie Arzneimittel, die als Anwendungsgebiete die Behandlung einer Erkältung oder eines grippalen Infektes nennen, wurden für das Novemberheft auf Wirkung und Nebenwirkungen untersucht.

Ähnlich wie beim Test der Schmerzmittel im September-Heft (DAZ 2011, Nr. 35, S. 22) war das Ergebnis der Tester auch bei den Grippemitteln eindeutig: Die mit einem "mangelhaft" (Aspirin Complex), oder überwiegend "ungenügend" (Grippostad C, Wick MediNait, Cetebe Anti Grippal Erkältungs-trunk Forte und andere) abschneidenden Kombinationspräparate wurden als vielfach unsinnig bewertet und bergen laut Öko-Test sogar ein erhebliches Risiko für Nebenwirkungen. Keines der getesteten Mittel kann laut Bericht einen grippalen Infekt oder gar eine Grippe heilen.

Allein die Monopräparate – alle vier reine Schmerzmittel – erhielten das Gesamturteil "sehr gut" (Dolormin Compact, Kontagripp Sandoz) und "gut" (Grippex und Grippostad Heißgetränk). Sie erfüllen ihren Anspruch zur Linderung von Fieber oder Schmerzen, können jedoch die Dauer der Erkältung nicht beeinflussen.

Bis heute gibt es keinen Wirkstoff, der alle Symptome einer Erkältung beseitigen kann, daher setze die Pharmaindustrie auf Kombinationspräparate, so der Bericht. Dennoch sind Erkältungsmittel bei den Deutschen sehr beliebt: Nach Angaben des Gesundheitsdienstleisters IMS Health machten Husten-, Schnupfen-, Halsschmerz- und Grippemittel im Jahr 2010 mit rund 20 Prozent den größten Anteil am rezeptfreien Gesundheitsmittelmarkt in der Apotheke aus.

Der wissenschaftliche Berater des Verbrauchermagazins ist Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt am Main. Der Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker (ZL) und Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) steht Kombinationspräparaten grundsätzlich kritisch gegenüber: Diese "müssen generell kritisch gesehen werden, da ihr Nutzen nicht belegt ist". Auch steige bei diesen Präparaten das Risiko von Nebenwirkungen: So wirken Grippemittel, die neben einem Schmerzwirkstoff auch Alpha-Sympathomimetika enthalten, aufputschend. Die Folge können eine erhöhte Herzfrequenz, innere Unruhe, Angst oder auch Schlafstörungen sein.

Öko-Test rät letztlich eher zu einer gezielten Einnahme von Husten-, Schnupfen- oder Schmerzmitteln. Zudem empfiehlt das Verbrauchermagazin über 60-Jährigen, Chronikern, Schwangeren, Heimbewohnern und medizinischem Personal eine Grippeimpfung. Geldverschwendung ist laut Öko-Test der Kauf von Echinacea-Präparaten. Die Immunstimulanz beuge Infekten nicht vor. Bestenfalls sei bei Einnahme am Anfang einer Erkältung mit einer gewissen Erleichterung zu rechnen.



DAZ 2011, Nr. 44, S. 33

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