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Arzneimittel und Therapie
Neuer Therapieansatz gegen aggressive Viren
Die behüllten Hendra- und Nipah-Viren wurden in den 90er Jahren erstmals beschrieben. Sie bilden die Gattung Henipavirus in der Familie Paramyxoviridae. Die beiden Arten infizieren Flughunde in Australien und Südostasien sowie den Palmenflughund in Afrika.
Hendra-Viren werden von ihrem natürlichen Reservoir durch einen noch ungeklärten Übertragungsweg auf Pferde übertragen. Menschen können sich durch den Kontakt mit Nasensekret und Urin von erkrankten Pferden infizieren. Die Infektionen sind sehr selten und bislang nur in Australien beschrieben. Zu Infektionen mit Nipah-Viren kommt es in Bangladesh und Indien hingegen häufiger. Bis 2008 wurden der Weltgesundheitsorganisation WHO 475 Erkrankungen und 251 Todesfälle gemeldet. Eine spezifische Therapie oder Impfung steht bislang nicht zur Verfügung.
Hendra und NipahHendra- und Nipah-Viren gehören zur Familie der Paramyxoviridae und bilden die Gattung Henipavirus. Paramyxoviren sind eine große Gruppe von Viren, zu denen sowohl humanpathogene (Parainfluenza-, RS-, Mumps- und Masern-Virus) als auch tierpathogene Erreger gehören (wie z. B. der Erreger der Hundestaupe). Das Hendra-Virus ist nach einem Vorort der australischen Stadt Brisbane benannt. Dort war es 1994 zu einer Epidemie unter Pferden gekommen. Arbeiter, die mit infektiösem Material in Kontakt kamen, erkrankten an einer schweren interstitiellen Pneumonie mit Multiorganversagen. Laut den Centers for Disease Control and Prevention gibt es weltweit nur wenige Erkrankungen, weil das Virus nicht von infizierten Menschen an andere Menschen übertragen wird. Dagegen ist das Nipah-Virus von Mensch zu Mensch übertragbar. Es ist nach einem Ort auf der malayischen Insel Pangkor benannt, wo 1998/1999 besonders viele Schweinefarmer an einer febrilen Enzephalitis erkrankten. Der Übertragungsweg ist nicht endgültig geklärt. Die Krankheit zeigt eine grippeähnliche Symptomatik mit hohem Fieber und Muskelschmerzen und allgemeinem Krankheitsgefühl. Bei schwerem Verlauf kommt es zu Hirnhaut- und Hirnentzündung. Die Todesrate liegt bei etwa 50%. |
Monoklonale Antikörper im Tierversuch erfolgreich
Seit mehren Jahren sind Wissenschaftler der US-amerikanischen National Institutes of Health auf der Suche nach Antikörpern, die zur Postexpositionsprophylaxe nach einem möglichen Kontakt gegen Hendra- als auch Nipah-Viren eingesetzt werden könnten. Bereits 2006 wurde der Antikörper m102.4 gefunden, der gegen beide Virenarten wirksam ist. Mit diesem Antikörper konnten zunächst Frettchen in einer ersten tierexperimentellen Studie vor einer Erkrankung geschützt werden
Jetzt haben die Wissenschaftler vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) die Ergebnisse einer Studie an grünen Meerkatzen veröffentlicht. Nachdem den 14 Affen in einem Hochsicherheitslabor intratracheal eine letale Dosis des Hendra-Virus appliziert wurde, erhielten zwölf Tiere eine Therapie mit dem monoklonalen Antikörper. Sie wurden entweder 10 oder 24 bzw. 72 Stunden nach der Applikation behandelt. Während die beiden Meerkatzen aus der unbehandelten Kontrollgruppe starben, überlebten die anderen Tiere, auch wenn es bei den Affen, die den monoklonalen Antikörper erst 72 Stunden nach der Applikation erhielten, zu neurologischen Ausfällen, die allerdings reversibel waren, kam.
Erste Ergebnisse zum Einsatz des monoklonalen Antikörpers beim Menschen liegen auch bereits vor. Während die Behandlung vor etwa zwei Jahren bei einem australischen Veterinär zu spät einsetzte, überlebten zwei Patientinnen in Australien im Mai 2010 die Hendra-Infektion nach Übertragung durch erkrankte Pferde unter der monoklonalen Antikörpertherapie.
QuelleBossart, K.N.; et al.: A Neutralizing Human Monoclonal Antibody Protects African Green Monkeys from Hendra Virus Challenge. Sci. Transl. Med. 2011; 3(105), 105ra103, vom 19. Oktober 2011.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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