Deutscher Apothekertag 2011

Wenn die Freude verloren geht

Peter Ditzel

Eine gefährliche Entwicklung, die sich bei vielen Apothekerinnen und Apothekern anbahnt: Die Freude am Beruf geht verloren. In persönlichen Gesprächen, in Leserbriefen, in Umfragen zeigt sich seit einigen Monaten mehr als je zuvor: Die Arbeit in der Apotheke macht keinen Spaß mehr. Auch Diskussionsbeiträge auf dem diesjährigen Apothekertag haben den Frust mehr als deutlich gemacht. So deutlich, dass er sogar bei der Politik ankam. Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn dazu: "Wenn die Freude am Beruf droht verloren zu gehen, dann ist das eine gefährliche Entwicklung im Gesundheitswesen." Recht hat er.

An dem aufkeimenden Frust trägt die Politik allerdings erhebliche Mitschuld. Apotheker fühlen sich von der Politik nicht wertgeschätzt - da nützen auch die honigsüßen Grußworte und die ewigen Beteuerungen, wie wichtig dieser Heilberuf sei, nichts, wenn die Taten nicht stimmen. Massive einseitige Belastungen der Apotheken durch das AMNOG, keine Anpassung des Apothekerhonorars seit 2004, keine kostendeckenden Gebühren für Apothekenleistungen, eine überbordende Bürokratie, zermürbende Rabattverträge, ungerechtfertigte Retaxationen. Dazu kommt: Durch die Belastungen bleibt immer weniger Zeit für die Pharmazie, für die Beratung der Patienten und Kunden. Der Beruf hat sich verändert, weil immer mehr mit Formularen statt mit Arzneimitteln und Patienten gearbeitet wird - es wundert nicht, wenn die Freude am Beruf auf der Strecke bleibt.

Besonders schlimm an dieser Situation: Wer durch seinen Beruf frustriert ist, kann Freude, Enthusiasmus und Engagement am Beruf nicht weitergeben. Wie will man Abiturienten vermitteln, dass der Apothekerberuf Freude macht? Wie will man Pharmaziestudierende für die Apotheke begeistern, wenn sie nur von frustrierenden Rabattverträgen, einer unsäglichen Bürokratie und sinkenden Einkommen hören? Welchem Studienabgänger ist es da zu verdenken, dass er lieber in die Industrie abwandert mit gut dotierten Arbeitsplätzen als ein karges Leben hinterm HV-Tisch beginnt?

Umfragen zeigen, dass viele das Pharmaziestudium heute nicht mehr ergreifen würden. Auch der Wille und die Bereitschaft, das Risiko einzugehen, sich mit einer öffentlichen Apotheke niederzulassen, sinken.

Da ist rasches Gegensteuern angesagt. Die Politiker sollten die Warnsignale ernst nehmen - und handeln. Honorar rauf, Bürokratie runter und die heilberufliche Seite des Apothekers fordern und fördern. Ein dynamisiertes Honorar und das ABDA/KBV-Modell wären passende Ansätze dafür.


Peter Ditzel



DAZ 2011, Nr. 41, S. 120

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