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- DAZ 41/2011
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Deutscher Apothekertag 2011
Not macht selbstbewusst
Wohl noch selten wurde bereits im Vorfeld allen Versuchen, dass eine apothekerliche Leistung (wieder einmal) ohne finanzielle Gegenleistung erbracht werden soll, eine so dezidierte Abfuhr erteilt wie beim diesjährigen Deutschen Apothekertag in Düsseldorf: Selbstbewusst hob ABDA-Vizepräsident Friedemann Schmidt hervor, welchen Nutzen das ABDA/KBV-Konzept für alle Beteiligten hat, und ebenso selbstbewusst betonte er, dass diese Leistung natürlich nur gegen eine entsprechende Honorierung zu haben ist.
Dieses Selbstbewusstsein beeindruckt offensichtlich auch die Politik: Sowohl die Gesundheitsexperten der CDU, Jens Spahn und Annette Widmann-Mauz, als auch Heinz Lanfermann von der FDP wollen das Konzept erproben und dies auch im Versorgungsstrukturgesetz festschreiben – inklusive der vorgesehenen Honorierung. Und wenn der von ABDA und KBV prognostizierte Nutzen, insbesondere die finanziellen Einsparungen für die gesetzliche Krankenversicherung, auch eintritt, ist die Bereitschaft offensichtlich groß, das Konzept flächendeckend einzuführen. Da die Zielgruppe (Voraussetzung: mindestens fünf systemische Arzneimittel in der Dauermedikation) 26% der GKV-Patienten umfasst, kann dies je nach Interesse der Kunden zwar viel Arbeit, aber auch Etliches an Zusatzhonorar für die Apotheke bringen – vom Zuwachs an Image ganz zu schweigen.
Schade, dass dieses neue Selbstbewusstsein erst durch die AMNOG-bedingten Gewinnrückgänge induziert wurde – schön, dass es jetzt überhaupt vorhanden ist. Denn mit dem Rückenwind vom ABDA/KBV-Konzept sollte jetzt auch gleich das Problem der Anpassung des Apothekenhonorars gelöst werden. Seinerzeit im Jahr 2004 bei 8,10 Euro festgeschrieben, ist es real aufgrund gestiegener Löhne, Mieten etc. deutlich geschrumpft – im Gegensatz zu den Anforderungen an die öffentlichen Apotheken. Eine klug vereinbarte Dynamisierung könnte hier auf Jahre hinaus die stete Anpassung sichern. Gewarnt sei allerdings davor, sich auf entsprechende Veränderungen beim Kassenrabatt vertrösten zu lassen. Denn zum einen blieben dabei die Privatpatienten außen vor, zum anderen sind diese stets aufs Neue zu führenden Verhandlungen bekanntermaßen nicht nur zermürbend, sondern je nach Kassenlage der GKV einmal mehr und einmal weniger erfolgreich.
Dr. Christine Ahlheim, Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker
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