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- DAZ 41/2011
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Seite 3
Es reicht (nicht)!
Der Apothekertag 2011, der am vergangenen Samstag zu Ende ging, war ein Apothekertag der deutlichen Worte. Die Apotheker fuhren keinen Schmusekurs mit der Politik – auch wenn Politikerinnen und Politiker in ihren Grußworten einen solchen versuchten und die Apotheker mit Lob überhäuften, ihre Leistungen und Unverzichtbarkeit herausstellten. Nein, die Apotheker sprachen Klartext: "Es reicht!". Die Belastungen durch AMNOG, unzureichende Gebühren für Nacht- und Notdienst, (BtM-)Bürokratie und nicht zeitgemäße Rezepturarbeitspreise, dazu die steigenden Personal- und Sachkosten und steigende Inflation haben die Apotheken wie eine Zitrone ausgepresst. Wenn das hohe Qualitäts- und Serviceniveau deutscher Apotheken erhalten bleiben soll, muss die Politik dafür sorgen, dass den Apotheken die Mittel dafür zur Verfügung stehen. Und dafür, dass das Honorar stimmt. Aber das ist schon lange nicht mehr der Fall: Es reicht nicht! Seit 2004 verharrt es wie schockgefroren bei 8,10 Euro. Während sich die Ärzte schon über eine mehrmalige Aufstockung des Honorartopfes freuen konnten, die Krankenkassen derzeit ein Guthaben von zehn Milliarden Euro angesammelt haben, müssen die Apothekerinnen und Apotheker mit einem Honorarsatz von vor acht Jahren auskommen. Eine Anpassung ist dringend! Die Apothekerinnen und Apotheker können ihre Leistungen auf Dauer nicht mehr für lau erbringen.
Der Aufschrei der Apotheker ist bei den Politikern, die auf dem Apothekertag mit diesem Szenario und der Forderung nach einer Anpassung konfrontiert wurden, angekommen. Er wurde gehört – ob er erhört wird, werden die in den nächsten Tagen anlaufenden Gespräche mit der Politik zeigen. Immerhin gestand der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Jens Spahn, ein: "Wir muten Ihnen viel zu, auch finanziell." Dennoch, ein freundliches Angebot, über eine Erhöhung des Honorars zu reden oder gar über eine dynamische Anpassung des Honorars nachzudenken, war ihm und auch seinem Koalitionspartner nicht zu entlocken. Er wolle lieber darüber nachdenken, wie man in Zukunft eher strukturelle und qualitative Elemente in die Vergütungssystematik einbauen könne. Das heißt im Klartext: Es wird sehr schwer werden, die Politik zu einer Erhöhung des Honorars beispielsweise von 8,10 Euro auf 8,80 Euro zu bewegen oder gar das Honorar wie auch immer an die wirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Die Politik könnte vermutlich eher daran denken, Apotheken im ländlichen Raum ein Honorarplus zuzugestehen, um einen Anreiz zu setzen, die Versorgung auf dem Land sicherzustellen. Wie auch immer, die ABDA signalisierte, die Honorarfrage entschlossen anzugehen.
Genauso entschlossen will sich die Berufsvertretung dafür einsetzen, dass die Anhebung des Apothekenabschlags (auf 2,05 Euro) auf das Jahr 2011 begrenzt bleibt. Und für die weiteren Verhandlungen über den zukünftigen Abschlag soll die Ausgangsbasis das Ergebnis der Selbstverwaltung gelten, nämlich 1,75 Euro. Das sind dicke Bretter, die hier gebohrt werden müssen – von der Politik war zu diesen Forderungen bisher nichts zu hören.
Und nochmals Thema Geld: Eine massive Unterdeckung müssen die Apotheken bereits seit Jahren im Bereich Nacht- und Notdienst, bei der Dokumentation von BtM-Rezepten und bei der Herstellung von Rezepturen tragen. Konnte man früher, als die alte Arzneimittelpreisverordnung noch galt und das Honorar der Apotheker vom Arzneimittelpreis abhängig war, die niedrigen Gebühren und Arbeitspreise mit einer Mischkalkulation erklären, legen die Apotheken in Zeiten von 8,10 Euro und hohem Kassenabschlag drauf. Hier reicht‘s schon lange nicht mehr. Auch hier tut Anpassung bzw. Überarbeitung der Strukturen Not! Auch das gab der Apothekertag der Politik mit auf den Weg.
Entschlossenheit zeigte der Apothekertag auch beim Zukunftskonzept, dem ABDA/KBV-Modell. Einstimmig forderte das Plenum: Das Zukunftskonzept Arzneimittelversorgung mit seinen Bestandteilen Medikationsmanagement, Medikationskatalog und Wirkstoffverordnung muss gesetzlich verankert werden. Die Koalition bekräftigte bereits ihre Zustimmung, dieses Modell zumindest in einer Modellregion zu erproben. Der CDU-Politiker Spahn: "Wenn es sich bewährt, werden wir es machen." Widerstand kommt da schon eher vom Hausärzteverband, Skepsis ist auf Seiten der Industrie und der Kassen zu spüren. Es wird also viel vom Modellversuch abhängen, ob sich dieses Modell durchsetzen wird, ob es zu den prognostizierten Einsparungen kommt, wenn Arzt und Apotheker sich gemeinsam und verstärkt um die gesamte Medikation der Patienten kümmern.
Einigkeit zeigte der Apothekertag beim Apothekenbild: "Wir wollen keine Apotheke light!". Vorschlägen aus der Politik, es könnte auch abgespeckte Apotheken geben mit weniger Aufgaben, mit weniger Labor, mit weniger Nachtdienst, wurde eine klare Absage erteilt.
Der Apothekertag 2011 hat Klartext gesprochen, er war ein Hilfeschrei, dass die Apotheken unter AMNOG und anderen Belastungen am Ende sind – aber nicht aufgeben. Die Politik sollte diesen Hilfeschrei ernst nehmen.
Peter Ditzel
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