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Deutscher Apothekertag 2011
Becker: Nicht länger bereit, die Opferrolle zu spielen!
Das ABDA/KBV-Modell zur Arzneimittelversorgung stieß bei der Eröffnung der Expopharm auf Kritik bei den Herstellerverbänden. Hans-Georg Hoffmann, Vorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), und Wolfgang Späth, Vorstandschef von Pro Generika, bezweifeln, dass die von Ärzten und Apothekern prognostizierten Einsparungen erreicht werden können.
Es sei zu befürchten, dass beim ABDA/KBV-Modell nicht die Wirkstoffverordnung im Vordergrund stehe, sondern vielmehr die Eingrenzung der ärztlichen Arzneimittelauswahl auf nur wenige Leitsubstanzen pro Indikation. "Das bedeutet letztlich die Einführung des Aut-simile-Prinzips auf der Ebene des Arztes, welches einer Positivliste gleichkommt", so Hoffmann.
Späth sieht den positiven Aspekt des Modells darin, dass es möglicherweise eine Alternative zu den von den Generikaherstellern ungeliebten Rabattverträgen sein könnte. Doch die "Leichtigkeit", mit der man hier große Summen – rund zwei Milliarden Euro – als mögliches Einsparpotenzial nennt, sind ihm suspekt. Wenn diese Einsparungen so leicht über bessere Beratung und Kommunikation möglich wären, müsse man sich fragen, was denn heute beim Arzt und in der Apotheke passiere?
Prof. Dr. Michael Habs, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigte ebenfalls Verständnis, dass die Apotheker Interesse an einem solchen Modell haben und den pharmazeutischen Sachverstand für sich beanspruchen. Für ihn als Mediziner sei es jedoch unverständlich, dass Ärzte hier Handlungshoheit abgeben wollen. Offenbar wollten dies auch nicht alle, wie die Äußerungen des Chefs des Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt zeigten.
Als "Existenzfrage" für Apotheken, Großhandel und Hersteller qualifizierte der Vorsitzende des Großhandelsverbandes Phagro, Dr. Thomas Trümper, zur Eröffnung der Expopharm die wirtschaftlichen Einbußen der AMNOG-Gesetzgebung. Die Bundesregierung habe ihre Sparpolitik gegenüber Apotheken, Großhändlern und Herstellern "knallhart" umgesetzt. Es gehe jetzt nicht mehr um "ewiges Gejammere, es ist Realität: Der Großhandel verdient kein Geld mehr", sagte Trümper. Der Großhandel habe "nichts mehr zu verteilen". Die Händler seien vielmehr gezwungen, ihre Finanzlage zu konsolidieren. "Die Zeiten, in denen für die Apotheken ein Ausgleich über Großhandelsrabatte möglich war, sind vorbei", so Trümper. Daher müsse man gegenüber der Politik jetzt gemeinsam dafür eintreten, "dass die Apothekenspanne angepasst wird. Wenn die Apothekenmarge nicht mehr auskömmlich ist, müssen wir gemeinsam handeln."
Den ausführlichen Bericht über die Expopharm-Eröffnung finden Sie in der Apotheker Zeitung vom 10. Oktober 2011.
ral/lk
DAZ 2011, Nr. 41, S. 126
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