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Indien auf dem Weg zur Apotheke der Welt
Während auf der einen Seite immer bessere Maschinen, Technologien und Arzneimittel entwickelt werden, haben Entwicklungsländer auf der anderen Seite einen unzureichenden oder sogar keinen Zugang zum Gesundheitswesen oder zu essenziellen Arzneimitteln zu erschwinglichen Kosten, so die Präsidentin. Krankheiten vermindern die Leistungsfähigkeit, die Patienten geraten in einen Teufelskreis, der in die Armut führt. Daher müsse es gerade auch für die pharmazeutischen Wissenschaften von Bedeutung sein, darüber zu diskutieren, wie man Basis-Arzneimittel von guter Qualität zu vernünftigen Kosten für alle zur Verfügung stellen kann. Die entwickelten Länder sollten daher eng mit den Entwicklungsländern zusammenarbeiten, um Erfahrungen auszutauschen. In Indien gehöre die Entwicklung des Gesundheitswesens und der dazu gehörigen Infrastruktur zu den Aufgaben mit höchster Priorität, hob die indische Präsidentin hervor.
Medizinische und Krankenhauseinrichtungen in Indien seien zwar ein attraktives Ziel für den Medizintourismus. Indiens Ziel sei es jedoch, den Zugang zu Gesundheitsleistungen für das eigene Volk zu erleichtern vor allem für die arme städtische und die ländliche Bevölkerung.
Indiens Präsidentin ist sich durchaus bewusst, dass eine Arzneimitteltherapie auch im Hinblick auf die Kosten effektiv ist. Aber sie wies auch darauf hin, dass weltweit mehr als 50 Prozent der Arzneimittel nicht angemessen verordnet oder verkauft werden. 50 Prozent der Patienten nehmen die Arzneimittel nicht korrekt ein, was zu Gesundheitskomplikationen führt. Vor diesem Hintergrund initiierte die indische Regierung im Juli 2010 ein nationales Pharmakovigilanz-Programm, das Arzneimittelnebenwirkungen aufspüren soll.
Maßnahmen, die den rationalen Gebrauch der Arzneimittel verbessern sollen, bringen die Rolle der Pharmazeuten mit ins Spiel – eine Rolle, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen habe. Vor dem Hintergrund neuer und erklärungsbedürftiger Arzneimittel benötigten die Patienten ein Mehr an Beratung, wie sie die Arzneimittel sicher anwenden können. Dazu sei es nötig, dass auch die Pharmazeuten neueste Kenntnisse und Fähigkeiten haben, weshalb viele Länder die pharmazeutische Ausbildung reformieren.
Gut ausgebildete Pharmazeuten sind gefragt
In Indien beträgt der Neuzugang an Pharmazeuten jährlich rund 41.000 mit Diplomabschluss und etwa 50.000 mit einem Examensabschluss. Mit Blick in die Zukunft sei sich Indien bewusst, so die Präsidentin, dass die Bedeutung von klinisch und technologisch gut ausgebildeten Pharmazeuten wächst, nicht zuletzt um die steigenden Bedürfnisse einer expandierenden pharmazeutischen Industrie zu erfüllen.
Besonders stellte die Präsidentin die mittlerweile globale Bedeutung der indischen Pharmaindustrie heraus. Bereits bis zum Jahr 2015 dürfte sich der Umsatz von derzeit zwölf Milliarden US-Dollar auf 20 Milliarden gesteigert haben. Hinsichtlich der produzierten Menge an Pharmaka liege Indien bereits weltweit auf Platz drei. Indische Pharmaprodukte seien bekannt für gute Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit. Generika aus Indien haben weltweit dazu beigetragen, die Behandlungskosten für verschiedenste Krankheiten zu senken, einschließlich der Aids-Behandlung, so die Präsidentin.
Mit seinem anerkannten IT-Bereich und der führenden Rolle auf dem Gebiet der Biotechnologie, mit gut ausgebildetem Personal und den Vorteilen im Bereich der Kosten kann Indien ein bedeutender Player in der weltweiten pharmazeutischen Forschung werden, so die indische Päsidentin. Bereits heute habe Indien die größte Anzahl an von der FDA abgenommenen Pharmabetrieben außerhalb der USA. Es sei zu erwarten, dass Indien schon bald zu den Top Fünf innovativen Zentren gehören werde, die rund 50 Prozent der Arzneistoffinnovationen weltweit hervorbringen werde. Das Land habe wettbewerblich wichtige Kostenvorteile, fähige Arbeitskräfte und hohe technische Kompetenz. Daher haben bereits mehrere Pharmaunternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen nach Indien verlegt, fügte die Präsidentin hinzu. Bei allem Fortschritt sollte auch die Ayurvedische Medizin Indiens nicht aus den Augen verloren werden, auch hier stecke noch Potenzial.
Keine Abstriche bei Qualität und Sicherheit
Vor dem Hintergrund von Arzneimittelfälschungen betonte die Präsidentin, dass es keine Abstriche bei der Qualität und Sicherheit von Arzneimitteln geben darf. Daher sei das Thema des FIP-Kongresses, das sich gegen Kompromisse bei der Qualität und Sicherheit wendet, richtig gewählt. Auch die Pharmaindustrie sollte mithelfen, skrupellose Fälscher aufzudecken.
Die Anforderungen der Zukunft liegen in einem Paradigmenwechsel bei der Arzneimittelentdeckung, -entwicklung, -regulierung und bei der Arzneimittelanwendung. So warf Indiens Präsidentin die Frage auf: "Wie kann die pharmazeutische Ausbildung die steigenden Anforderungen der Pharmaindustrie, der Zulassungsbehörden und der Krankenhauspharmazie erfüllen?"
Lesen Sie zum FIP-Kongress auch die nachfolgenden Beiträge aus DAZ Nr. 36/2011:
Weltapothekerverband FIP: FIP und WHO wollen gemeinsam Tuberkulose bekämpfen
Weltapothekerverband FIP: Das Profil des Apothekers schärfen
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