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Medco Celesio Joint Venture auf dem Prüfstand

STUTTGART (lk). Am 15. August hat beim Pharmahändler Celesio die neue Zeitrechnung begonnen: Markus Pinger hat in Stuttgart sein neues Amt als Vorstandsvorsitzender angetreten. Es gibt viel zu tun. Celesio ist in die roten Zahlen gerutscht. Die Unternehmensstrategie von Amtsvorgänger Fritz Oesterle steht zur Disposition. Auf dem Prüfstand dabei: Das mit vielen Hoffnungen und Erwartungen zu Jahresbeginn gestartete Joint Venture mit dem US-Healthcare-Konzern Medco. Schon in wenigen Wochen könnte die Entscheidung fallen, ob die Zusammenarbeit weitergeführt oder zu den Akten gelegt wird.
Foto: Celesio
Es gibt viel zu tun Der neue Celesio-Vorstandsvorsitzende Markus Pinger steht vor großen Herausforderungen. Die bisherige Unternehmensstrategie von Celesio steht auf dem Prüfstand.

Letzte Woche sagte Celesio-Übergangsvorstandschef Wolfgang Mähr bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz vieldeutig: "Wir befinden uns in der Diskussion, was der Zusammenschluss Medco/Express Scripts für das Joint Venture Medo Celesio bedeutet." Offenbar nichts Gutes. Denn "die Anlaufverluste", so Mähr, "sind weiterhin hoch." Wie lange sich die Manager von Express Scripts das teure Medco Europa-Engagement tatenlos anschauen, ist daher fraglich. Bei einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten am 21. Juli gab Express Scripts Chairman & CEO George Paz für den neuen Healthcare-Riesen schon mal die Devise aus: "US-Buisness first."

Verlässliche Aussagen zur Zukunft des Medco Celesio Joint Ventures sind zur Zeit weder von Celesio noch von Medco zu erhalten. Auf eine DAZ.online-Anfrage lehnte die Medco Firmenzentrale in den USA jeden Kommentar ab: "Medco declines to comment." Klare Dementis hören sich anders an.

Aus Branchenkreisen ist jedoch zu erfahren, dass das Medco Celesio Joint Venture in Deutschland nicht vorankommt. Neben der BIG Direkt hat es Medco Celesio bislang nicht geschafft, eine weitere Krankenkasse für das Modellprojekt Arzneimittelmanagement zu gewinnen. Die Telefondrähte im Berliner Service Center, dem bundesweit ersten Call Center für Arzneimittelberatung, laufen alles andere als heiß.

Der Zusammenschluss von Medco und Express Scripts hat das Joint Venture Medco Celesio zu einem Wackelkandidaten werden lassen.

Schwierigkeiten bereiten offenbar auch Unterschiede in der Unternehmenskultur. Medco Managern fehle das notwendige Verständnis für die deutschen Sensibilitäten beim Datenschutz im Zusammenhang mit der notwendigen Weitergabe von Patientendaten als Grundlage zur Optimierung des individuellen Arzneimittelmanagements, heißt es. Für die US-Manager gehe es in erster Linie ums Geschäft. Der deutsche Sozialstaatsgedanke sei so gut wie nicht vermittelbar.

Ins Stocken geraten sind Erfolg versprechende Gespräche mit weiteren Krankenkassen zudem durch die angekündigte Übernahme von Medco durch Expresss Scripts. Das schafft neue Unsicherheiten über die Ausrichtung der Unternehmensstrategie. Wegen der neuen Lage seien daher konkrete Vereinbarungen zwischen Medco Celesio und weiteren Krankenkassen zurückgestellt worden, heißt es.

Klar ist am ersten Arbeitstag von Markus Pinger daher nur eines: Die bisherige Celesio Strategie kommt auf den Prüfstand. Und damit auch das Joint Venture Medco Celesio.



DAZ 2011, Nr. 33, S. 27

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