Gesundheitspolitik

Sanacorp fährt Sparprogramm

Auswirkungen des AMNOG

PLANEGG (az/sc). Auf der diesjährigen Vertreterversammlung der Sanacorp musste Dr. Herbert Lang, Vorstandsvorsitzender der Sanacorp und aktuell auch des mit der französischen Genossenschaft Astera (vormals Cerp Rouen) gebildeten Gemeinschaftsunternehmens Sanastera, deutliche Einsparmaßnahmen für das Unternehmen ankündigen.

Vor zahlreichen Vertretern der Standespolitik, rund 140 Mitgliedern der Vertreterversammlung aus ganz Deutschland und einer Delegation aus Frankreich bedankte sich Dr. Herbert Lang ausdrücklich bei den französischen Kolleginnen und Kollegen der Astera für die guten Umsatzzahlen, die sie derzeit zu Sanastera beisteuern. "Wir arbeiten hart daran, dass wir uns bald revanchieren können”, so Lang stellvertretend für die Sanacorp.

Auch Jürgen Funke, Aufsichtsratsvorsitzender des Apothekerunternehmens Sanacorp, stellte die Vorzüge des Zusammenschlusses angesichts der aktuellen "gesundheitspolitischen Willkürmaßnahmen” in Deutschland heraus: "In einer solchen Zeit zeigt sich der Nutzen einer starken partnerschaftlichen Gemeinschaft in Europa.”

AMNOG ist schuld

Das AMNOG und dessen Folgen nahmen breiten Raum im ersten Rechenschaftsbericht seit der Amtsübernahme des neuen Vorstandsvorsitzenden im Juli 2010 ein. Der Gesetzgeber habe sich mit dem AMNOG über alle Argumente der Apotheker und des Pharmagroßhandels hinweggesetzt, so Lang verärgert, dies habe mit politischer Ausgewogenheit und Gerechtigkeit nichts zu tun. Wie die von Lang präsentierten Zahlen zeigten, wirkten sich die jüngsten gesetzlichen Eingriffe auf die Sanacorp gravierend aus. So liegt der Ergebnisrückgang im ersten Quartal 2011 bei fast zwei Dritteln. In Anbetracht der zu erwartenden Entwicklung hatte die Sanacorp bereits vor dem Inkrafttreten des AMNOG ein umfangreiches internes Sparprogramm aufgelegt. 2011 werde die Sanacorp weiterhin 11,6 Mio. Euro im Vergleich zu 2010 einsparen, kündigte der Vorstandsvorsitzende an. Mehr sei allerdings nicht möglich, ohne dass es zu Auswirkungen auf Leistungen und Qualität komme.

Weitere Kostensenkungen im Arzneimittelbereich stellten das allgemein hochgelobte System der Arzneimitteldistribution grundsätzlich infrage. "Wer dieses System nicht mehr will, der muss auch den Mut haben, es auszusprechen”, forderte er mit Blick auf die Politik.

Positive Entwicklung bei Astera

Während sich die Sanacorp aktuell gegen die Auswirkungen des AMNOG stemmt, entwickelt sich das französische Partnerunternehmen Astera positiv. 2010 verzeichnete die Genossenschaft in Frankreich ein Umsatzwachstum von 5,7 Prozent und wuchs damit deutlich stärker als der französische Markt. Als Grund hierfür nannte Lang den Ausbau des Niederlassungsnetzes und "einen deutlich wachsenden Zuspruch für den Genossenschaftsgedanken unter den französischen Apothekern". Der enge Schulterschluss zwischen den französischen Apothekern und dem apothekereigenen Großhandel funktioniere vorbildlich.

Mitgliedszahlen wachsen

Als erfreulich kann die Mitgliederentwicklung der Sanacorp angesehen werden. So entschieden sich im vergangenen Jahr 505 Apothekerinnen und Apotheker für eine Mitgliedschaft beim nach eigenen Angaben größten apothekereigenen Pharmagroßhandel in Deutschland. Saldiert stieg der Mitgliederstand des Unternehmens damit zum Ende des letzten Jahres auf 8141. Auch in Frankreich gewann die dort tätige Astera im vergangenen Jahr 200 neue Mitglieder.

Zufrieden zeigte sich Lang mit der erfolgreichen Integration der v.d.Linde Arzneimittel GmbH in die Sanacorp. Sein Dank ging an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den sehr ambitionierten Integrationsplan trotz des schwierigen Marktumfelds konsequent und zügig umgesetzt haben. Ihren besonderen Dank für seinen Beitrag zur reibungslosen Integration beider Unternehmen richteten Lang und Funke außerdem an Ulrich von der Linde, der die Sanacorp wie angekündigt zum 30. Juni verlassen wird. Von der Linde, der eine bewegende Abschiedsrede hielt, wurde für sein Engagement mit stehendem Applaus der Vertreter verabschiedet.

Wahlen zum Aufsichtsrat

Im Rahmen der turnusmäßig stattfindenden Wahlen zum Aufsichtsrat besetzte die Vertreterversammlung zwei Mandate neu. Ursula Schröder (Apotheke im Neckar-Center, Esslingen) wurde mit großer Mehrheit für weitere fünf Jahre in das Gremium gewählt. Als Nachfolger für den aus Altersgründen ausscheidenden Dr. Harald Gaber (Apotheke am Gärtnerplatz, München) wurde ebenfalls mit großer Mehrheit Klaus Mellis (Mauritius Apotheke, Krefeld) in den Aufsichtsrat gewählt. In seiner Laudatio für Dr. Gaber lobte Funke den nach 14 Jahren im Aufsichtsrat ausscheidenden Kollegen als "Vorzeigeapotheker und Menschenfreund mit Anspruch und Niveau” (s. DAZ Nr. 23, S. 128).

Die nächste Vertreterversammlung der Sanacorp findet am 23. Juni 2012 in München statt.



AZ 2011, Nr. 25, S. 3

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