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Gesundheitspolitik
Suchtmittelkonsum weiterhin auf hohem Niveau
Schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von Medikamenten mit Suchtpotenzial – 1,1 bis 1,2 Millionen davon von Benzodiazepin-Derivaten. Etwa 4 bis 5% aller häufig verordneten Arzneimittel weisen ein solches eigenes Suchtpotenzial auf. Schätzungen zufolge wird ein Drittel dieser Mittel aber nicht wegen akuter Probleme, sondern langfristig zur Vermeidung von Entzugserscheinungen verordnet. Dennoch wurden 2009 beispielsweise 28,1 Mio. Packungen Schlaf- und Beruhigungsmittel (2008: 28,9 Mio.) und 10,5 Mio. Packungen Tranquilizer, die "klassischen" Benzodiazepine, (2008: 11 Mio.) verkauft. Die Verkaufszahlen, so die DHS, geben aber lediglich die Spitze des Eisbergs wieder – denn die statistisch nicht zu erfassenden Internetbestellungen und Privatrezepte boomen. Die DHS fordert daher stärkere Präventionsbemühungen für dieses Suchtproblem. Nötig seien auch Studien, an denen Ärzte und Apotheker teilnehmen sollten, um dieses Suchtproblem sichtbar zu machen.
Mehr Alkoholvergiftungen – weniger Raucher
Was den Alkoholkonsum betrifft, war 2009 ein Rückgang um 2% auf 9,7 Liter reinen Alkohols pro Kopf festzustellen (2008: 9,9 Liter). Dies sei zwar "erfreulich", so die DHS, für viele vermeidbare Gesundheitsschäden und soziale Folgen infolge des Alkoholkonsums jedoch "entschieden zu gering". Deutlich erhöht hat sich zwischen 2000 und 2009 die Zahl der Alkoholvergiftungen. Die Steigerungsrate lag in allen Altersgruppen bei 112%. Bei den Zehn- bis 20-Jährigen lag sie in diesem Zeitraum bei 178% und bei den 20- bis 25-Jährigen gar bei 194%. Aber auch die 45- bis 50-Jährigen (133%), die 50- bis 55-Jährigen (184%) sowie die über 65-Jährigen (181%) weisen ernorme Steigerungen auf.
Die DHS verweist darauf, dass die psychische oder verhaltensbezogene Störung durch Alkohol mit 333.800 Behandlungsfällen die dritthäufigste Einzeldiagnose aller Hauptdiagnosen der Krankenhausstatistik des Jahres 2008 ist. Seit Jahren müsse zudem von jährlich über 73.000 Todesfällen ausgegangen werden, die auf alkoholbezogene Gesundheitsstörungen zurückzuführen sind. Gut ein Fünftel aller Todesfälle zwischen 35 und 65 Jahren sei alkoholbedingt, allein bei den Männern dieser Altersgruppe sei es ein Viertel aller Todesfälle.
Ein positiver Trend ist dagegen beim Rauchen auszumachen: Immer mehr Menschen in Deutschland geben es auf oder fangen gar nicht erst an. Im Jahr 2009 war ein Rückgang des Zigarettenverbrauchs von 1,6% zu verzeichnen, im Jahr zuvor lag er noch bei 3,8%. Doch in der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen steigen immer noch 6,7% in den Tabakkonsum ein. Das führt dazu, dass die Raucherquote bei den 22- bis 25-Jährigen am höchsten ist: Bei Männern liegt sie bei 42%, bei Frauen bei 40,7%. Dem Epidemiologischen Suchsurvey 2009 zufolge rauchen in Deutschland 29,2% der 18- bis 64-Jährigen (32,8% der Männer und 25,5% der Frauen). Durchschnittlich rauchte 2009 jeder Einwohner 1055 Zigaretten (2008: 1071). Die Zahl gerauchter Zigarren und Zigarillos sank im gleichen Zeitraum um 24,6% auf 3763 Stück. Noch seltener wurde zur Pfeife gegriffen. Der Verbrauch von Pfeifentabak ging um 57,2% auf 806 t zurück. Dafür drehten mehr Menschen ihre Zigaretten selbst: Der Feinschnittverbrauch stieg um 11,7% auf 24.403 t an. Der DHS zufolge muss von jährlich 110.000 bis 140.000 tabakbedingten Todesfällen ausgegangen werden.
Angesichts der nur geringfügigen Reduzierungen bei den legalen Suchtmitteln sieht die DHS ihre Forderungen nach Angebotsreduzierung, Preiserhöhung und Werbeeinschränkungen der verschiedenen abhängig machenden Substanzen bestätigt: "Verhaltens- und Verhältnisprävention müssen flächendeckend und kontinuierlich eingesetzt werden, damit Deutschland endlich die internationalen Spitzenplätze im gesundheitsschädlichen Konsum verlässt".
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