Arzneimittel und Therapie

Schätzungsweise 500 Tote durch Appetitzügler Benfluorex

Benfluorex (Mediator ®), das unter anderem in Frankreich zur Gewichtsreduktion eingesetzt worden ist, könnte dort in den vergangenen 30 Jahren nach Schätzungen der französischen Arzneimittelbehörde Afssaps für mindestens 500 Todesfälle verantwortlich gewesen sein. In Deutschland waren Benfluorex-haltige Präparate nie im Handel.

Ende 2009 sind Benfluorex-haltige Präparate auf Veranlassung der europäischen Arzneimittelagentur EMA europaweit vom Markt genommen worden, vor allem wegen des Verdachts, dass der Wirkstoff Herzklappen schädigen kann.

Benfluorex ist strukturell verwandt mit dem Phenylalkylamin Fenfluramin (Ponderax®), das ebenfalls als Appetitzügler eingesetzt und wegen des Auftretens von Herzklappenfehler und pulmonaler Hypertonie schon 1997 durch den Hersteller Servier vom Markt genommen worden ist.

Mediator® war ebenfalls ein Präparat des französischen Pharmaunternehmens Servier. Es wurde in Frankreich 1976 als Lipidsenker eingeführt und in der Folgezeit zur Behandlung der Hypertriglyceridämie und zur Gewichtsreduktion bei Typ-2-Diabetes zugelassen, allerdings in vielen Fällen auch als Schlankheitsmittel eingesetzt.

Nach Angaben der französischen Arzneimittelbehörde Afssaps sind in der Zeit von 1976 bis zum Rückruf Ende 2009 rund fünf Millionen Menschen mit Benfluorex behandelt worden, 2,9 Millionen haben das Medikament drei Monate und länger eingenommen. Berichte über schwere Nebenwirkungen, insbesondere Herzklappenschäden, hatten auf EU-Ebene zum Zulassungsentzug geführt.

Im letzten Jahr hat nun die französische Arzneimittelbehörde die vorliegenden Daten auswerten lassen und kommt jetzt zu dem Schluss, dass in Frankreich Benfluorex für den Tod von etwa 500 Menschen verantwortlich gewesen sein könnte. Benfluorex war außer in Frankreich unter anderem in Italien und Spanien im Handel. Dort wurde es schon 2005 vom Markt genommen. Die französische Arzneimittelbehörde sieht sich deshalb dem Vorwurf ausgesetzt, zu spät gehandelt zu haben. Es besteht der Verdacht, dass die Interessen des französischen Herstellers Servier geschützt werden sollten.


Quelle: Afssaps-Mitteilung vom 16. 11. 2010


du

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.