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Prisma
Kommt bald die Alzheimer-Impfung?
Die für Alzheimer typischen Eiweißablagerungen, die Plaques, bilden sich außerhalb der Nervenzellen. Ihre Bedeutung für den Krankheitsprozess ist umstritten. So wurden in der "amerikanischen Nonnenstudie" mehr als 600 Frauen regelmäßig neuropsychologisch getestet. Dabei fanden sich Plaques auch im Gehirn von Frauen, die keine Anzeichen für eine Alzheimer-Demenz hatten und deren Wahrnehmung und Lernfähigkeiten völlig normal waren.
Die Göttinger Alzheimer-Forscher hatten in verschiedenen Tiermodellen nachgewiesen, dass entgegen bisheriger Annahmen nicht die Plaques den Tod der Nervenzellen auslösen. Sie fanden Beweise dafür, dass die zerstörerische Kaskade bereits viel früher im Inneren der Nervenzelle in Gang gesetzt wird. Mittlerweile haben die Wissenschaftler eine völlig neuartige Struktur des Pyroglutamat-A-beta-Peptids entdeckt und dagegen spezifische Antikörper entwickelt. Diese Antikörper erkennen eine lösliche, besonders toxische A-beta-Variante, binden aber nicht an Plaques. Sie erkennen oligomere Verklumpungen von Pyroglutamat-A-beta. Diese Oligomere häufen sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten vor allem in Nervenzellen und an Blutgefäßen an, was zu Schädigungen der Blutgefäße führt. Als Folge können die Oligomere nicht mehr aus dem Gehirn abtransportiert werden. Die Forscher gehen davon aus, dass die Plaques eine Art "Mülleimer" für das giftige A-beta-Eiweiß sind. Die Spiegel der Oligomere im Blut von gesunden Personen sind hoch. Bei Alzheimer-Patienten sind sie dagegen niedrig, dafür sind sie hier im Gehirn aber viel höher. Damit eignen sich die neuen Antikörper als potenzielle Biomarker für die Diagnose von Alzheimer im Blut und im Gehirn.
In der aktuellen Studie konnten die Göttinger Forscher erstmals belegen, dass die passive Immunisierung mit einem für Oligomere spezifischen Antikörper, der Plaques nicht erkennt, erfolgreich ist. Im Tiermodell war der Antikörper therapeutisch wirksam und stabilisierte das Lernverhalten. Durch die passive Immunisierung werden Antikörper zugeführt, binden die giftigen Oligomere und machen sie unschädlich. Offenbar stoppen die Antikörper so das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit.
hel
Quelle: Wirths, O. et al.: J. Biol. Chem. 2010, Online-Vorabpublikation,
DOI: 10.1074/jbc.M110.178707
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