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Apotheke als "Exzellenzzentrum für Arzneimittelfragen"

BERLIN (ks). Wenn es um kritische Fernsehbeiträge über Apotheken geht, ist Professor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik an der Universität Bremen meist nicht weit. Für viele Apothekerinnen und Apotheker ist er wegen seiner Äußerungen zu Versand- oder Kettenapotheken sowie seinen Einsparvorschlägen ein rotes Tuch. Im DAZ-TV-Interview zeigte der Pharmazeut allerdings durchaus Anerkennung für die Arbeit der Apotheker.
Interview auf DAZ.online Sehen Sie das gesamte Interview mit Professor Gerd Glaeske auf der DAZ-Webseite: www.deutsche-apotheker-zeitung.de in der Rubrik "DAZ-TV".

"Ich halte Apotheken für unverzichtbar", lautet Glaeskes Botschaft gegenüber DAZ-TV. Damit diese Unverzichtbarkeit bleibe, bedürfe es aber auch gewaltiger Anstrengungen – gerade was die gute Beratung betrifft. Die Apotheke müsse ein "Exzellenzzentrum für Arzneimittelfragen" sein. Viele Apotheken machten das bereits sehr gut, so Glaeske, "aber längst nicht alle". Wenn er sage, die Apotheken seien bei den vergangenen Reformen unbelastet davongekommen, so könne dies auch als Lob aufgefasst werden: Offenbar sei eine ausgesprochen gute Lobbyarbeit gemacht worden. Die Argumente der ABDA hätten in der Politik gewirkt und Eingang in sie gefunden. Auf der anderen Seite habe die ABDA Apotheken gebremst, die sich weiterentwickeln wollten, und sich stets gegen eine Differenzierung gewehrt.

Differenzierung ermöglichen

Doch gerade diese Differenzierung ist Glaeske wichtig. Zu viele Apotheker versteckten sich hinter Kollektivverträgen – "und die möchte ich in der Tat etwas aufschrecken", sagt er im Interview. Eine Differenzierung von Apotheken nach Qualität ist aus Glaeskes Sicht dringend nötig. Im Moment werde noch zu viel darauf geachtet, wie jede Apotheke zurechtkommt. Ihm schwebt eine qualitätsorientierte Honorierung vor, bei der Kriterien festgelegt sind, die Zu- und Abschläge zulassen. Schon hierdurch ließen sich nach seiner Überzeugung Rationalisierungsreserven in einer Größenordnung von 500, 600 Millionen Euro mobilisieren.

Wettbewerb der Systeme fördern

Zugleich zeigt sich Glaeske erneut als Fürsprecher von Apothekenketten. Gerade in solchen Strukturen lässt sich aus seiner Sicht die Qualitätssicherung gut realisieren. Es wäre "ein wichtiger Schritt nach vorne", wenn nicht jeder für sich überlegt, wie er die Qualität verbessern kann, sondern dies gemeinsam geschehe und auch gemeinsam nach außen getragen werde. Der Wettbewerb der Systeme müsse gefördert werden, um eine optimierte Versorgungslandschaft zu erreichen, meint Glaeske. Jeder Kunde solle selbst entscheiden, ob er in eine Kettenapotheke gehe oder in eine andere Apotheke oder aber im Versandhandel bestelle.

Kritik an Rabattverträgen

Was die Arzneimittel-Rabattverträge betrifft, so spricht Glaeske von einer "völligen Fehlentwicklung". Die Kritik der Apotheker an den Verträgen ist ihm noch "viel zu milde". Glaeske: "Wenn die Rabattverträge ein Arzneimittel wären und ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit hätten nachweisen müssen bevor sie in Kraft traten, wären sie nie in Kraft getreten."

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