Gesundheitspolitik

Cobox-Anbieter sieht Versorgungslücken

Cobox-Betreiber stellt Untersuchungen zur Apothekendichte auf dem Land an

Berlin (lk). Seit Jahren diskutieren Gesundheitspolitiker über die Arzneimittelversorgung auf dem Lande. Wie weit ist der Weg zur nächsten Apotheke in kleinen Gemeinden in Bayern, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern tatsächlich? Valide Statistiken über die Apothekendichte liegen nicht vor. Der Unternehmer Ulrich Baudisch hat jetzt auf eigene Faust eine regionale Übersicht gefertigt und wirbt damit für seine Cobox, eine virtuelle Video-Apotheke, die Versorgungslücken schließen soll.

Das Ergebnis der von Baudisch durchgeführten Studie: In knapp 20 Prozent der Gemeinden unter 5000 Einwohnern liegt die nächste Apotheke mindestens zwei Kilometer entfernt. Zu weit für 1,04 Millionen Bundesbürger, findet der Anbieter der Video-Apotheke.

Mit im Internet zugänglichen Apothekenfindern hat Baudisch die Apothekenversorgung in 1660 Gemeinden zwischen 2500 und 5000 Einwohnern in zwölf Bundesländern untersucht. Das Saarland und die Stadtstaaten Berlin, Hamburg, Bremen waren nicht Gegenstand der Erhebung. In 107 Gemeinden mit zusammen knapp 350.000 Einwohnern lag die nächste Apotheke danach zwei bis fünf Kilometer entfernt. In weiteren 179 Gemeinden mit zusammen 580.000 Einwohnern betrug der Weg zur nächsten Apotheke zwischen fünf und zehn Kilometern. Und in 35 Gemeinden müssen 113.000 Einwohner sogar mehr als zehn Kilometer zur nächsten Apotheke zurücklegen. Betroffen sind Menschen ländlicher Regionen vor allem in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen.

Baudisch räumt selbst eine Schwäche seiner Erhebung ein: Nicht berücksichtigt sind in seiner Untersuchung Rezeptsammelstellen auf dem Lande. Außerdem: Niemand kann mit Gewissheit sagen, dass alle Apotheken in den Apothekenfindern im Internet gelistet sind. Die Ergebnisse der Erhebung stellen daher nur den Ver-such einer Annäherung an die Wirklichkeit dar.

Trotzdem sieht Baudisch die Versorgung mit Arzneimitteln auf dem Land nicht mehr flächendeckend gesichert. Positiv könne man formulieren, dass 80 Prozent der Ortschaften über eine optimale Versorgung verfügen, sagte Baudisch im Gespräch mit DAZ.online: "Aber geben wir uns damit zufrieden?"

Rezeptsammelstellen gehören aus Sicht des Unternehmers der Vergangenheit an. "Die Phase mit Blechbriefkästen als Rezeptsammelstellen müssen wir überwinden", sagte Baudisch. Seine Cobox-Videoapotheken sollen stattdessen die Versorgung auf dem Lande übernehmen. Bisher gibt es acht Video-Apotheken aus dem Hause Baudisch in Hessen. Zuletzt wurde eine Cobox im Herz-Kreislauf-Zentrum Rotenburg (HKZ) installiert.

Baudisch setzt darauf, dass die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung den Weg freimacht für seine bundesweiten Cobox-Pläne. Im Protokoll des Bundesgesundheitsministeriums zum Erörterungsgespräch mit den Apothekenverbänden vom 15 Juli 2010 betont das Ministerium, dass Videoboxen keine Rezeptsammelstellen im Sinne der Verordnung darstellen, sondern Apothekenbetriebsräume. Es bleibt also abzuwarten, wie die endgültige Regelung ausfällt. Die Cobox funktioniert wie eine Video-Konferenz, über die der Patient in einer abgeschlossenen Box ähnlich einer Telefonzelle mit dem Apotheker in Verbindung tritt. Das Rezept wird in der Cobox gescannt und elektronisch in die angeschlossene Apotheke übermittelt. Die Auslieferung erfolgt per Bote oder Versand.

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