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Gesundheitspolitik
Apotheken müssen Einsparungen beim Großhandel vollständig tragen
Die von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) vorgesehene Belastung für den Großhandel betrage 450 Millionen Euro. "Das ist eine Einsparung, die wir nicht stemmen können", sagte Trümper weiter. Das wäre eine "sehr, sehr starke Belastung für die Apotheken." Anders als der Großhandelsverband hatte Rösler im DAZ-TV-Interview die Belastung für die Apotheken auf "nur" 175 Millionen Euro veranschlagt.
Der Großhandel versuche, dies in den Gesprächen mit dem Bundesgesundheitsministerium immer wieder in den Vordergrund zu stellen. Der Großhandel sei an wirtschaftlich gesunden Apotheken interessiert, betonte der Phagro-Vorsitzende: "Nur wenn es unseren Kunden gut geht, geht es uns gut." Aber die Problematik sei, dass der Großhandel bei einer durchschnittlichen Umsatzrendite von 0,3 Prozent über keinen Spielraum verfüge, die geplanten Kürzungen der Großhandelsspanne aufzufangen. Trümper: "Das ist schlichtweg nicht darstellbar."
Trümper äußerte im DAZ-TV-Interview zudem "große rechtliche Bedenken" gegen die geplante Kürzung der Handelsspanne. Die Kürzung betreffe den gesamten Produktbereich des Großhandels, neben rezeptpflichtigen Arzneimitteln auch den OTC-Bereich. "Aber der Gesetzgeber hat eigentlich nur eine Berechtigung, auf den Bereich der rezeptpflichtigen Arzneimittel zuzugreifen", sagte Trümper. Bei Rx-Produkten sei das Rabattvolumen bei Weitem nicht so groß, dass man 450 Millionen Euro einsparen könne. Diese Größenordnung stehe im krassen Gegensatz zu den realistischen Zahlen.
Auf die Frage, ob der Großhandelsverband Phagro Verfassungsklage gegen die Pläne der Bundesregierung einreichen werde, antwortete der Phagro-Vorsitzende ausweichend: "Ich halte grundsätzlich nichts von Drohgebärden. Zumindest solange nicht, solange man gesprächsbereite Partner findet."
Der Großhandel gehe immer noch davon aus, dass man in den Gesprächen mit der Politik in der laufenden Gesetzgebung bis zum endgültigen Parlamentsbeschluss im September Änderungen erzielen könne. Es sei von Parlamentariern und dem Bundesgesundheitsministerium signalisiert worden, dass man über die Argumente des Großhandels noch einmal sprechen könne.
Der Phagro-Vorsitzende schloss Einschränkungen der Service- und Lieferqualität des Großhandels aufgrund der geplanten Kürzung der Marge aber kategorisch aus: "Daran denken wir überhaupt nicht." Schon vor Jahren hätten sich die Arzneimittel-Großhändler eine Selbstverpflichtung auferlegt, die Bevölkerung mit Arzneimitteln zu versorgen: "Und das werden wir auch weiterhin tun."
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