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Wirtschaft
DAX flirtet wieder mit der 6300er Marke
Die Marktlage
"So schwierig wie jetzt war es noch nie", gestand letzte Woche ein Vermögensverwalter gegenüber dem "Handelsblatt". Auf Jahressicht angelegte Strategien funktionierten nicht mehr, Anleger und Vermögensverwalter könnten heute nur noch "auf Sicht fahren". Auf Anleihen sei kein Verlass mehr und am Aktienmarkt habe man Angst vor einem überraschenden Einbruch. Heutzutage könne es nur um den Vermögenserhalt gehen, die Rendite sei zur Nebensache geworden. Eine weit verbreitete Ansicht unter den Profis, die sich auch an den verhaltenen DAX-Prognosen ablesen lässt. "Konservative Ausrichtung des Depots" heißt das Zauberwort für alle Investoren, die sich unter diesen Umständen auf das rutschige Aktienparkett wagen. Viele trauen dem Frieden nicht. Der DAX aber gibt sich sorglos.
Der DAX ist clever – und manchmal ein bisschen hinterhältig. Kaum sind die Analysten zum kollektiven Trübsalblasen angetreten, zieht das Börsenbarometer nach oben. Und das nicht grundlos. Der weltgrößte Aluminiumkonzern Alcoa lieferte mit seinen guten Zahlen die Steilvorlage. Es folgte Intel mit glänzenden Zahlen – das beste Resultat in der 42-jährigen Geschichte des Unternehmens. Grundsätzlich hatten die Analysten ja eine positive Reaktion auf die Zahlen erwartet. Nur dachten die Profis, der Beifall fiele nur gemäßigt aus und lösten am Ende Gewinnmitnahmen aus– und das war eben der Irrtum. Legt man die aktuellen Gewinnschätzungen für die im amerikanischen S&P Index gelisteten Unternehmen zugrunde, kommt man laut Oppenheimer Asset Management auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 11. Ein Wert, der zuletzt im Jahre 1960 erreicht wurde. Ein Kaufargument – sagen die Amerikaner. Unser DAX stimmt zu – und lässt die deutschen Analysten weiter vor sich hingrummeln.
Bulle & Bär
"Ein Kerl, der spekuliert, ist wie ein Tier auf dürrer Heide. Von einem bösen Geist im Kreise herum geführt. Und rings umher liegt schöne, grüne Weide". Goethes Zeilen treffen vorzüglich die momentane Orientierungslosigkeit unter den Investoren. Es werden gute Zahlen sein, die der Berichtsreigen zum zweiten Quartal offerieren wird – da sind sich die meisten Analysten sicher. Andererseits seien die Erwartungen bereits recht hoch und es werde immer schwerer, die Prognosen der Analysten zu übertreffen. Ähnlich gespalten präsentiert sich die Händlerseele hinsichtlich der Konjunktureinschätzung: Eine neuerliche Rezession werde es wohl nicht geben. Andererseits dürfte die Erholung nur mager ausfallen. Im Ergebnis bedeutet das für die Profis eine Schaukelbörse, die sich um die 6000 Punkte-Marke im DAX einpendeln sollte. Die Dekabank sieht den DAX auf Sicht der nächsten sechs Monate zwischen 5750 und 6250 Punkten hin- und herpendeln. Konkreter bekommt man es als Anleger derzeit kaum. Und unter den Analysten scheint der Bulle eine vom Aussterben bedrohte Art geworden zu sein.
Unterdessen ist der DAX mit in der Spitze bis zu 6230 Punkten in den letzte Woche prognostizierten Korridor zwischen 6100 und 6300 Punkten zurückgekehrt. Der Euro liegt derzeit stabil und macht keine Sorgen, der Ölpreis ist weiter auf Erholungskurs und signalisiert steigendes Vertrauen in das Weltwirtschaftswachstum. Interessant auch der Anleihenmarkt. Die Flucht in Festverzinsliche ebbt ab. Damit stehen die Chancen auf steigende Kurse am Aktienparkett recht günstig. Jedenfalls wesentlich günstiger, als die langläufige Marktmeinung glauben machen will. Was wird also passieren, wenn die überwiegende Mehrheit der Großinvestoren sich auf eine Seitwärtsbewegung eingeschossen hat, während der DAX unbeirrt weiter klettert? Es wird Anschlusskäufe geben, die das Börsenbarometer bis mindestens zur 6300er Marke treiben sollten. Hier liegt ein langfristiger Widerstand, an dem üblicherweise Glattstellungen einsetzen. Dennoch könnte diesmal der Durchbruch gelingen.
Eckdaten zum 15. Juli 2010 (alle Angaben ohne Gewähr) | |
DAX (15. 7., 10.50 h) |
6225 Punkte |
Dow Jones (14. 7. Schluss) |
10.366 Punkte |
Gold (Feinunze) |
1.209,65 Dollar |
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt) |
1,07% |
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
0,81%
1,30% (ING-DiBa)
|
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
1,27%
2,20% (SWK-Bank)
|
*Quelle: www.festgeld.de
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