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Wirtschaft
DAX auf dem Weg der Besserung
Die Marktlage
Sich einfach mal abnabeln von der amerikanischen Leitbörse – ein uralter Wunsch, der sich jedoch in der Vergangenheit meistens als Illusion entpuppte. Diesmal scheinen die europäischen Börsen indes tatsächlich die Wall Street an die Hand zu nehmen – und nicht umgekehrt, wie sonst üblich. Wie von Geisterhand vor dem Abgrund bewahrt, ignorierte das deutsche Börsenbarometer jede noch so schlechte Vorgabe aus New York und bewies bei rund 5800 Punkten sicheres Standvermögen. Der Schutzengel, der über der Frankfurter Börse kreiste, war schnell ausgemacht: der starke Dollar. Experten werten den Höhenflug der US-Währung als "Konjunkturprogramm" für die deutschen Exportwerte. Zwar wirkten die Sparpläne der Bundesregierung irritierend und ließen vorübergehend neue Konjunktursorgen aufkommen. Die Stabilisierung des Euro zeigte aber gleichzeitig an, dass die europäische Schuldenkrise langsam in den Hintergrund zu rücken scheint. Die Blicke richten sich inzwischen mehr nach Osten. In China zogen die Exporte im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um rund 50 Prozent an. Die Weltkonjunkturlokomotive steht unter Dampf, und das beruhigte zunächst all jene Gemüter, die ein Übergreifen der europäischen Schuldenkrise auf den Rest der Welt befürchtet hatten. Schuldenkrise ade, hallo Wirtschaftswachstum in Fernost? Auf kurze Sicht sieht es danach aus.
Bulle & Bär
Es ist interessant, dass jetzt ausgerechnet die amerikanischen Strategen in Pessimismus verfallen. Genau jene Profis, die sich noch vor wenigen Wochen im Zuge der Schuldenkrise im großen Stil Verkaufsempfehlungen für europäische Werte ausgesprochen hatten und dabei mit dem Brustton der Überzeugung behaupteten, es handle sich um eine rein europäische Krise, die die USA allenfalls peripher berührte. Mitunter herrschen bei den US-Analysten jetzt schon fast panikartige Zustände. "Ist das nun schon der Bärenmarkt?", fragt sich der Nachrichtensender CNBC. Raus aus Aktien, auch Asien werde sich die europäische Grippe einfangen, ist vereinzelt immer wieder zu hören.
Ganz anders schallt es dagegen aus deutschen Investmenthäusern. Nach der jüngsten Umfrage der Deutschen Börse ist das Lager der Optimisten mit 42 Prozent gut gefüllt. Nur noch 28 Prozent der befragten institutionellen Investoren rechnen mit fallenden Kursen.
Wie letzte Woche an dieser Stelle befürchtet, sind die Kurse an den Weltbörsen nochmals kräftig unter Druck geraten. Der amerikanische Dow Jones brach von rund 10.250 Punkten bis auf 9800 Zähler ein. Der DAX gab in der Spitze von 6080 bis auf 5800 nach, steht dabei aber technisch immer noch deutlich besser da als der Dow Jones. Währenddessen trieb die Angst vor einer weiteren Weltwirtschaftskrise die Anleger in den sicheren Hafen der Staatsanleihen, wobei vorzugsweise deutsche Schuldtitel gefragt waren. So erwies sich auch die letztwöchige Grundüberlegung als richtig: Bei einem derart massiven Umschichtungsprozess blieb wenig Raum für steigende Aktiennotierungen.
Dieser Run auf Rentenpapiere treibt inzwischen seltsame Blüten. Die zehnjährige Bundesanleihe rentiert nun nur noch mit 2,5 Prozent. Unterdessen ist eine gewisse Beruhigung bei den Festverzinslichen auszumachen. Die Anleihenmärkte scheinen ausgereizt zu sein und laufen seit Tagen nur noch seitwärts. Vermutlich werden hier bereits erste Positionen aufgelöst. Das Geld dürfte dem Aktienmarkt zugute kommen. In dieses Szenario der nachlassenden Sorgen passt auch der bei 1,20 USD stabilisierte Euro. Unter diesen Vorzeichen könnte der DAX durchaus wieder in den Bereich zwischen 6200 und 6300 Punkten vordringen, wobei die bislang stabilen Autowerte, Adidas, BASF, Infineon, SAP und Siemens wieder eine Führungsrolle einnehmen dürften.
Eckdaten zum 10. Juni 2010 (alle Angaben ohne Gewähr) | |
DAX (10. 6., 10.30 h) |
5988 Punkte |
Dow Jones (9. 6. Schluss) |
9899 Punkte |
Gold (Feinunze) |
1228,50 Dollar |
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt) |
1,10% |
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
0,80%
1,50% (ING-DiBa)
|
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
1,28%
1,70% (SWK-Bank)
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