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Deutschland ist Hochburg für Masern

Deutschland zählt zu den Ländern, in denen die von der Weltgesundheitsorganisation geforderte Impfrate von 95 Prozent für Masern deutlich unterschritten wird. Es trägt einer aktuellen Untersuchung zufolge damit wesentlich dazu bei, dass das WHO-Ziel, Europa bis 2010 masernfrei zu bekommen, nicht erreicht werden kann.

Dänische Wissenschaftler haben die Daten des European Surveillance Network for Vaccine-preventable Diseases zu 32 europäischen Ländern ausgewertet, in denen eine Meldepflicht für Masern besteht. Dabei stellten sie fest, dass 85 Prozent aller Masernerkrankungen in Europa auf nur fünf Länder entfallen. Neben Deutschland zählen zu den Masernhochburgen Rumänien, Großbritannien, die Schweiz und Italien. Die Impfrate in Deutschland beträgt etwa 70 Prozent. Als Grund für die zu niedrige Rate werden hierzulande vor allem Bedenken bestimmter Bevölkerungsgruppen, insbesondere Anhänger der Antroposophie, genannt. Eine Folge der niedrigen Impfrate ist den Autoren zufolge, dass Masernausbrüche zwar insgesamt seltener werden, dann aber häufiger Erwachsene treffen. Ein Fünftel der Masernerkrankungen entfallen nach der Analyse bereits auf über 20-Jährige. Dass sich die Masern mit einer hohen Impfrate ausrotten lassen, zeigen die Erfahrungen aus Skandinavien. In Finnland und Island, wo die Durchimpfraten seit Langem die geforderten 95 Prozent betragen, gab es 2006 und 2007 keine einzige Masernerkrankung. Auch Slowenien und die Slowakei sind masernfrei. Ebenso wie in Ungarn, wo 2006 nur eine Masernerkrankung auftrat, gibt es hier eine Impfpflicht. ral


Quelle: Muskat, M. et al.: Lancet, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/S0140-6736(08)61849-8

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