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Versorgungsverträge statt Lieferverträge

BERLIN (diz). Der Deutsche Apothekerverband (DAV) wird sich verstärkt dafür einsetzen, die Rolle des Apothekers als Heilberufler und Dienstleister zu stärken. Der Apotheker soll mehr pharmazeutische, aber auch mehr wirtschaftliche Verantwortung übernehmen. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands, möchte den Apotheker verstärkt in Versorgungsverträge eingebunden sehen und nicht nur in Lieferverträge. Auf dem Wirtschaftsforum in Berlin am 8. Mai stellte er pharmazeutische Dienstleistungen als aktiven Verbraucherschutz dar.
Apotheker einbinden in Versorgungsverträge - das fordert der DAV-Vorsitzende Fritz Becker.
Foto: DAZ/diz

Vor dem Hintergrund aktueller gesundheitspolitischer Herausforderungen ist es wichtiger denn je, die Bedeutung der inhabergeführten Apotheke herauszustellen. Da die Arzneimittelpreisverordnung den Apotheker preisneutral stellt, ist er prädestiniert, die Rolle des unabhängigen Heilberuflers auszufüllen. Becker: "Für den Apotheker ist dies eine ideale Grundlage, um als neutraler Makler im Auftrag von Patienten und Krankenkassen aktives Arzneimittelmanagement zu betreiben."

Der DAV wird sich in Zukunft stärker für gesetzliche Versorgungsverträge einsetzen und nicht nur Lieferverträge mit den Krankenkassen abschließen. Versorgungsverträge beinhalten beispielsweise die Überwachung des Medikationsmanagements, die Koordination und Kommunikation mit anderen Leistungserbringern, die pharmazeutische Betreuung, eine Versorgung bis ans Krankenbett, die Übernahme von mehr pharmazeutischer Verantwortung, Zeitraumverordnungen, die Übernahme von mehr wirtschaftlicher Verordnung und das Case Management.

Verbraucherschützer und mehr

Die Rolle des Apothekers sieht der DAV auch als aktiver Verbraucherschützer. Der Apotheker überprüft die Medikation auf Fehler, deckt Arzneimittelfälschungen auf und checkt Verordnungen auf Interaktionen und Unverträglichkeiten. Mit dem Apotheker können Präventionsleistungen ausgebaut werden, er kann Verantwortung übernehmen. Die Zusammenarbeit zwischen Apotheker und Arzt sollte gestärkt werden. Becker plädierte dafür, den Apotheker intensiv und deutlich in neue Versorgungsformen einzubinden und dies auch im SGB V zu verankern. Zu dieser Forderung passt auch die Unterstützung des Zielpreismodells statt Rabattverträge. Zielpreise entlasten Arzt und Krankenkassen, sie geben dem Apotheker und dem Patienten mehr Souveränität und Flexibilität. Becker: "Wir wollen spezifische Versorgungsverträge, wir stehen zu Kollektivverträgen mit dem Spitzenverband der Krankenkassen, mit einzelnen Krankenkassen, mit der Industrie." Der DAV-Vorsitzende will sich dafür einsetzen, auch die Zusammenarbeit mit der PKV zu intensivieren, z. B. über Rahmenverträge. Und er mahnte ein Hilfsmittelkonzept für die Zukunft an. Hier gehören eine vernetzte Versorgung von Pflegebedürftigen dazu, entsprechende Versorgungsverträge, die Zusammenarbeit mit der Deutschen Pflegestiftung.

Evidence based pharmacy

Becker nannte des Weiteren das Schlagwort Qualität in der Apotheke – ein Ansatz, der verstärkt zur zukünftigen Ausrichtung des DAV gehören soll über Fortbildung, QMS, zertifizierte Software und Rezeptabrechnung, Qualität in der Versorgung einschließlich Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung. In Analogie zur evidence based medicin könnte man hier von einer evidence based pharmacy sprechen, so der DAV-Vorsitzende. Ausgebaut werden sollte das OTC-Segment. Mit Partnern ist über eine neue Konzeptentwicklung nachzudenken, über Spezialthemen (beispielsweise Senioren 50plus). Man sollte auch die Etablierung einer arztinduzierten Selbstmedikation in Erwägung ziehen, einen verstärkten Einsatz des Grünen Rezeptes oder die "pharmazeutische Verschreibung".

"Die Zukunft wird pharmazeutisch entschieden", zeigte sich Fritz Becker überzeugt, "DAV und LAV sind unverzichtbare Partner von Politik, Krankenkassen, Ärzten, Patienten und der Individualapotheke in einem modernen, und zukunftsorientierten Gesundheitswesen."

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