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Arzneimittel und Therapie
Escitalopram bei älteren Patienten
Die generalisierte Angststörung gehört zu den häufigsten Angsterkrankungen und ist durch chronische, schwierig zu kontrollierende Ängste und Sorgen gekennzeichnet. Typische somatische Symptome sind Muskelverspannungen, Schlafstörungen und Müdigkeit. Die Erkrankung geht mit einer verminderten Lebensqualität und bei älteren Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen einher. Die Prävalenz liegt derzeit bei etwa 7% und wird vor allem bei älteren Menschen ansteigen. Zur medikamentösen Therapie werden SSRI, Benzodiazepine, Buspiron, Venlafaxin und Duloxetin eingesetzt – allerdings wurden diese Substanzen (bis auf Benzodiazepine) nicht bei älteren Patienten im Rahmen von Studien untersucht. Da der Einsatz von Benzodiazepinen vor allem bei Senioren mit zahlreichen unerwünschten Wirkungen einhergehen kann, wird nach nebenwirkungsarmen Alternativen gesucht. Ob SSRIs eine mögliche Alternative sind, wurde in einer kleineren amerikanischen Studie in Pittsburgh, Pennsylvania, mit Escitalopram untersucht. Escitalopram (S-Citalopram) ist das linksdrehende Enantiomer von Citalopram, das als razemische Mischung zweier Stereoisomere vorliegt. Citalopram gehört zu den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, die antidepressiv wirken, indem sie in den präsynaptischen Neuronen des Gehirns die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin blockieren; andere Neurotransmitter werden nicht nennenswert beeinflusst. Von den beiden Stereoisomeren ist Escitalopram über 100-mal potenter als das R-Enantiomer und vermutlich auch für die pharmakologische Wirkung von Citalopram verantwortlich.
Studie mit älteren Patienten
An der randomisierten, kontrollierten Studie nahmen 177 über 60-jährige Patienten mit einer generalisierten Angststörung teil. Sie erhielten zwölf Wochen lang entweder 10 bis 20 mg Escitalopram oder eine Placebo. Der primäre Studienendpunkt war ein Ansprechen auf die Therapie (ermittelt mithilfe des Clinical Global Impressions-Improvement Scores), die Zeit bis zum Ansprechen und Änderungen im Hinblick auf Ängste und soziale Funktionen im Alltag (ermittelt über verschiedene Skalen und Fragebögen).
In einer ersten Analyse, in der Patienten nach einem Therapieabbruch nicht eingeschlossen waren, betrug die Ansprechrate unter Escitalopram 69% (95% Konfidenzintervall 58 bis 80%), unter Placebo 51% (95% Konfidenzintervall 40 bis 62%; p = 0,03). Die Ergebnisse der Intention-to-treat-Analyse zeigten jedoch keinen Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen und die Ansprechrate lag unter der Verumtherapie bei 57% (95% Konfidenzintervall 46 bis 67%) vs. 45% (95% Konfidenzintervall 35 bis 55%) in der Placebogruppe (p = 0,11). Unter einer Therapie mit Escitalopram konnten Angst- und Funktionsscores signifikant verbessert werden. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Escitalopram waren Müdigkeit oder Somnolenz (41%), Schlafstörungen (14%) und Harnwegssymptome (9%).
Die Autoren schließen aus diesen Ergebnissen, dass ältere Patienten mit einer generalisierten Angststörung besser auf Escitalopram ansprechen als auf eine Placebotherapie, wenn auch in der Intention-to-treat-Analyse kein signifikanter Unterschied mehr feststellt wurde. Daher seien weitere Studien erforderlich, um Wirksamkeit und Sicherheit genauer einschätzen zu können.
Quelle
Lenze E., et al.: Escitalopram for older adults with generalized anxiety disorder. JAMA 301, 295-303 (2009).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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