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Interpharm 2009
Die ideale Ergänzung zur Schulmedizin
Fintelmann sieht darin, dass Pflanzenextrakte Vielstoffgemische sind und ihre Wirkung auf vielfältige Weise im Organismus entfalten, keinen Nachteil gegenüber synthetischen Reinsubstanzen, die im Idealfall nur einen einzigen Wirkort haben. Das eine Prinzip sei nicht grundsätzlich besser als das andere, es komme auf den jeweiligen Fall an. Synthetika sind unverzichtbar in der Akut- und Notfallmedizin, während Phytopharmaka vorwiegend bei chronischen Erkrankungen indiziert sind.
In der modernen Arzneistoffentwicklung wird zunächst einmal die spezifische Wirkung eines Synthetikums in vitro getestet und erst zuletzt seine Wirksamkeit und Verträglichkeit klinisch geprüft. Dieses Vorgehen zielt darauf ab, eine Krankheit oder einen Krankheitserreger zu verändern. Demgemäß ist der Arzt auf die Krankheit fixiert und vernachlässigt bei der Therapie den Patienten, der mehr ist als der Träger dieser Krankheit.
Wirksamkeit statt Wirkung
Der punktuellen Wirkung und dem isolierten Wirkmechanismus der Synthetika stellte Fintelmann die ganzheitliche Wirksamkeit der Phytopharmaka gegenüber. Sie beruhe darauf, dass der Mensch während seiner Evolution immer von Pflanzen umgeben war, sich von ihnen ernährt hat und geeignete Metabolisierungswege entwickelt hat, die nur bei den – zahlenmäßig relativ geringen – Pflanzengiften versagen. Phytopharmaka regulieren pathophysiologische Prozesse, indem sie den Normalzustand wieder herstellen. Fintelmann wörtlich: "Sie erziehen den Körper, wieder das Richtige zu tun." Beispielsweise senkt ein Artischockenpräparat erhöhte Cholesterinwerte bis zum Normbereich, während ein Statin aufgrund seines monokausalen Wirkmechanismus, nämlich der Blockade des Cholesterolsyntheseenzyms, bei einer sehr hohen Dosis den Cholesterinspiegel auf Null senken könnte.
"Mein Freund – derWeißdorn"
Weiterhin erwähnte Fintelmann die emotionale Bindung des Menschen an die Pflanzen, die auch zur Heilung beitrage. Für ihn persönlich sei der Weißdorn (Crataegus), der in den für Norddeutschland typischen Feldhecken wächst und dessen Blüte an die mit ihm verwandte Rose erinnert, ein "Freund". Er wurde schon immer volksmedizinisch bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, doch erst seit etwa hundert Jahren werden seine herzwirksamen Kräfte erforscht und therapeutisch genutzt. Weißdorn wirkt auf verschiedenen Wegen herzprotektiv. Er steigert die Durchblutung der Koronargefäße und die Kontraktilität des Herzmuskels, normalisiert Arrhythmien – Herzrhythmusstörungen sind bei einer bestehenden koronaren Herzkrankheit das größte Risiko für einen Infarkt – und wirkt antiischämisch; darüber hinaus wirkt er im gesamten Kreislauf gefäßprotektiv und inflammatorisch.
An experimentellen bzw. klinischen Studien mit Crataegus erwähnte Fintelmann eine Prüfung im Ischämie-Reperfusion-Modell des isolierten Rattenherzens (Chatterjee, 1997) und die SPICE-Studie (Holubarsch, 2008), in der zwei Patientengruppen mit Herzinsuffizienz, die entweder nur die Standardmedikation oder zusätzlich noch einen Crataegus-Extrakt erhielten, miteinander verglichen wurden. Dabei zeigte sich, dass Crataegus die durchschnittliche Lebensdauer der Patienten verlängert.
Fintelmann empfahl auch gesunden Personen ab einem Alter von 40 Jahren, ein- bis zweimal im Jahr zur Gesundherhaltung eine Crataegus-Kur durchzuführen (morgens 450 mg Extrakt).
cae
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