Neue Bücher & Medien

Wegweiser zur wissenschaftlich gesicherten Phytotherapie

Volker Fintelmann (Hrsg.)
Kompendium Phytopharmaka

Einige aktuelle Qualitätskriterien für Phytopharmaka praxisgerecht und mit zahlreichen Verordnungsbeispielen erklärt. 6., erweiterte Auflage 2008. 95 Seiten. 7,90 Euro.
MMI Medizinische Medien Informations GmbH, Neu Isenburg. ISBN 897-3-87360-012-6

Die Beliebtheit von Naturheilmitteln hat auch eine Schattenseite: Neben gut dokumentierten Präparaten werden immer mehr pflanzliche Dragees, Pillen oder Kapseln angeboten, deren Wirksamkeit keiner eigenen wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen wurde. Selbst Experten fällt es schwer, hier einen Überblick zu behalten. Das jetzt in einer gründlich aktualisierten und ergänzten Neuauflage erschienene "Kompendium Phytopharmaka" soll eine Orientierungshilfe bieten.

Phytopharmaka können und müssen die gleichen Anforderungen für Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit erfüllen, die heute an chemisch-synthetische Arzneimittel gestellt werden. Viele Menschen schreiben aber die Heilkraft eines pflanzlichen Mittels ausschließlich der dabei verwendeten Pflanze zu. Dass dies falsch und der Wissensstand von gestern ist, wissen in der Überfülle des Gebotenen meist nur die Experten. Nicht für Johanniskraut, Kamille oder Weißdorn ist die Wirksamkeit belegt, sondern für bestimmte Zubereitungen aus diesen Pflanzen: Unterschiedliche Extrakte aus der gleichen Pflanze können sehr unterschiedliche Wirkungen entfalten, je nach Anbau, Ernte oder Herstellungsverfahren. Welche Kriterien hier jeweils eine Rolle spielen, findet man im Einführungsteil des Kompendiums.

In den vergangenen Jahren sind im Bereich der Phytotherapie viele hundert randomisierte kontrollierte Studien durchgeführt worden. So kann selbst bei Anlegen von strengen EBM-Kriterien (Level 1 und 2) die Wirksamkeit vieler Phytopharmaka als belegt bzw. weitgehend belegt gelten. In der ergänzten und aktualisierten neuen 6. Auflage des Kompendium Phytopharmaka 2008 sind ausschließlich Präparate aufgeführt, deren Qualität und Wirksamkeit anhand originärer Daten belegt werden konnte. Sie sind beredte Beispiele dafür, dass Phytopharmaka heute vergleichbaren Auswahlkriterien standhalten können wie chemisch definierte Arzneistoffe.

Wie bei allen Arzneimitteln ist auch bei der Anwendung von Phytopharmaka eine umfassende Patientenaufklärung notwendig, sei es durch den Arzt oder – im Normalfall sicher häufiger – durch den Apotheker. Der weit verbreiteten Verwirrung bei Laien aufgrund der Tatsache, dass man Produkte kaufen kann, die zwar aus der gleichen Heilpflanze hergestellt sind, aber unterschiedlichen Produkt- und Preiskategorien angehören (zugelassene und traditionelle Arzneimittel, Arzneitees, Nahrungsergänzungsmittel), bedürfen sicher auch in Zukunft der unermüdlichen Beratung durch den Arzneimittelfachmann. Das Kompendium Phytopharmaka stellt einen Wegweiser durch die rationale Phytotherapie dar und soll dem Arzt und Apotheker eine rasche Entscheidungshilfe geben, welches pflanzliche Arzneimittel bei welchen Indikationen in welcher Dosierung mit welchen Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Interaktionen dem Patienten empfohlen werden kann.

Dr. Renate Seitz, Emmering

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