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Aus Kammern und Verbänden
Arzneimittelmarkt der Zukunft
Vorderwülbecke richtete den ersten Fokus auf das Thema der direkten Patienteninformation für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Bislang ist dies in Europa den Pharmaherstellern untersagt. Der VfA möchte die Information der Endverbraucher verbessern. Auf gar keinen Fall möchte der VfA für verschreibungspflichtige Arzneimittel werben, wie es in den USA üblich ist. Vielmehr verfolge der Verband die Information der Patienten auf direkte Nachfrage – nach dem sogenannten "push-pull-Ansatz". Um die Qualität der Information zu sichern, sollen ein Kodex und ein Kontrollgremium der freiwilligen Selbstkontrolle eingerichtet werden, dem auch Sanktionsinstrumente zur Verfügung stehen.
EuGH-Urteil hat auch Folgen für VfA
Die aktuelle gesundheitspolitische Lage beurteilte Vorderwülbecke als angespannt. Einige Krankenkassen fusionieren bereits. Sollte sich der EuGH für den Apothekenfremd- und -mehrbesitz entscheiden, so wäre auch bei den Apotheken eine Konzentration zu erwarten. Dies hätte für die Hersteller unter Umständen eine unbequeme Sandwichsituation zur Folge. Die Entscheidung könnte zudem Auswirkungen auf die Großhandelsvergütung haben. Aufgrund der internationalen Erfahrungen der Hersteller, so Vorderwülbecke, werde jedoch kein Distributionsweg bevorzugt, solange die Arzneimittel- und Versorgungssicherheit beachtet und Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden. Allerdings fordern die Hersteller einen Abbau der Reglementierungen durch das SGB V, um im Arzneimittelmarkt besser agieren zu können. Hier wies Vorderwülbecke darauf hin, dass die wettbewerbs- und kartellrechtlichen Bestimmungen nicht allein für die Pharmahersteller gelten dürfen.
Gemeinsam gegen Arzneimittelfälschungen
Der VfA und seine Unternehmen engagieren sich gegen Arzneimittelfälschungen. Gemeinsam mit der ABDA werde eine Problemlösung erarbeitet, die der Europäischen Kommission vorgeschlagen werden soll. Der VfA verspricht sich, auf die Gestaltung des europäischen Arzneimittelmarktes besser Einfluss nehmen zu können. Weitere Effekte dieser Maßnahme seien die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema und ein Imagegewinn für Apotheker und Hersteller.
Gesellschaft erwartet Qualitätssystem Apotheke
Kammerpräsident Engelen und ABDA-Präsident Wolf informierten im Dialog über aktuelle standespolitische Fragen. Zunächst stellten sie die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Berufsstand dar. Wolf führte aus, dass die Krankenkassen die Finanzierung des Gesundheitssystems ab 2009 über den Gesundheitsfonds mit Beiträgen der Versicherten in Höhe von 15,5 Prozent als nicht ausreichend beurteilen. Sollte es zu einer Finanzierungslücke der Krankenkassen kommen, so müsse diese aus Steuergeldern gedeckt werden.
Obwohl die Finanzkrise sich auch im Apothekenbetrieb bemerkbar macht und ökonomische Fragestellungen relevanter werden, dürfe dies keinen Einfluss auf die eigentlichen Aufgaben des Apothekers haben. Dazu gehören eine qualitativ hohe Versorgung der Patienten und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen, der kollegiale und respektvolle Umgang untereinander sowie die Geschlossenheit des Berufsstandes nach außen. Der Apotheker soll ein preis- und produktunabhängiger Anwalt des Patienten sein, der für den Arzneimittelpreis nicht verantwortlich ist.
Dennoch muss der Apotheker die von den Krankenkassen und Herstellern ausgehandelten Verträge einhalten – auch die Rabattverträge. Bei aller Kritik dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass die Rabattverträge eine Folge des von der Apothekerschaft geforderten Honorierungsmodells sind. Das alternative Höchstpreismodell hätte für die Apotheker als Verhandlungspartner der Krankenkassen zur Preisbildung einen Verlust der freiberuflichen Selbstständigkeit bedeutet. Allerdings müssen die Apotheker in die Rabattverhandlungen eingebunden werden, um mögliche negative Folgen für die Arzneimittelversorgung der Patienten zu verhindern.
Etwas Optimismus ist angesagt
Die kompetente Fachberatung stellt gegenüber dem Versandhandel und anderen Anbietern den Wettbewerbsvorteil dar. Jedoch schwebt, so Engelen, über all dem die bevorstehende Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs. Wolf betonte, dass es durchaus positive Signale aus Brüssel gebe. Schließlich haben die Richter am Ende der Anhörung im September gefragt, ob es im Falle eines Fremdbesitzes das Risiko einer vertikalen Konzentration gebe und ob dies die Unabhängigkeit der Freiberuflichkeit des Apothekers gefährde. Als Beispiel für eine solche vertikale Konzentration führte Wolf Norwegen an. Dort sehe die Regierung bereits einen Bedarf, die Deregulierung des Arzneimittelmarktes wieder etwas zurückzuschrauben.
Zukunftsfähige Dienstleistungen
Engelen und Wolf betonten die Notwendigkeit von Qualitätssicherungssystemen, um an Ausschreibungen für honorierungsfähige Versorgungsangebote der Krankenkassen teilnehmen zu können. Dies wird auch in steigendem Interesse der Krankenkassen sein, da diese sich nun im Wettbewerb messen lassen müssen; neben dem Zusatzbeitrag werden zusätzliche Versorgungsleistungen für die Versicherten ein Auswahlkriterium darstellen. In Nordrhein sind Dank der Weiterbildung Geriatrische Pharmazie spezielle Angebote zur Betreuung dementer Patienten denkbar, beispielsweise ein wöchentlicher Check der Hausapotheke und die begleitende Rücksprache mit dem Arzt.
Mitarbeiter sind die Basis
Die von der Apotheker Zeitung aufgeworfene Frage zum Konkurrenzkampf der Apotheken um geeignete Mitarbeiter (P. Ditzel: Kommentar "Kampf ums Personal", AZ 46) wurde von beiden Referenten aufgegriffen. Um Mitarbeiter auf die neuen Leistungsanforderungen vorzubereiten, müssen diese fachlich motiviert und fortgebildet werden. Darüber hinaus müsse über Belohnungssysteme als Mitarbeiterbindungsinstrument nachgedacht werden, sei es ein Dienstwagen oder die Übernahme der Kosten für Fortbildungen. Hier sollten Apothekenleiter sich durch ihre Steuerberater informieren lassen.
Gesundheitskarte
Die Gesundheitskarte, so forderte Wolf, dürfe erst dann flächendeckend zum Einsatz kommen, wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind. Von Seiten der Apotheker sei deshalb weder eine Verweigerungshaltung noch ein Wunsch nach Beschleunigung des Einführungsprozesses angebracht. Der Antrag der Apothekerkammer Nordrhein zur Telematik auf dem diesjährigen Deutschen Apothekertag fasse die Forderungen klar zusammen: Datensicherheit und freie Wahl der Leistungserbringer für die Patienten. Vor der Einführung müsse die Praxistauglichkeit der Gesundheitskarte nachgewiesen und die Refinanzierung sichergestellt sein.
Kammerwahl 2009Die Delegierten sprachen sich am Ende der Sitzung der Kammerversammlung bei acht Gegenstimmen und drei Enthaltungen mit deutlicher Mehrheit dafür aus, dass das Versorgungswerk der Apothekerkammer Nordrhein nicht Thema des Wahlkampfes werden soll. |
Versorgungswerk trotz Finanzkrise sicher
Der Vorsitzende des Geschäftsführenden Ausschusses, Heinz-Ulrich Erlemann, berichtete über die Kapitalanlagen des Versorgungswerkes. Sie setzen sich zu ca. 65% aus festverzinslichen Wertpapieren hochwertiger Bonität und zu weiteren 35% aus breit gestreuten Investmentfonds, Beteiligungen an erstklassigen Immobilien und Immobilienfonds sowie Liquidität für die laufenden Rentenzahlungen zusammen. Erlemann betonte, dass das Versorgungswerk nie in US-Subprime-Kredite investiert hatte und per 31. 10. 2008 keine Aktien besaß. Zudem habe das Versorgungswerk bereits in den Vorjahren vorausschauend eine Zinsschwankungsreserve gebildet, die die negativen Entwicklungen auf den weltweiten Kapitalmärkten abfedert. Das oberste Ziel der Kapitalanlagen des Versorgungswerkes, so Erlemann, ist zunächst eine sichere und danach eine rentierliche Ausrichtung. <
Dr. Constanze Schäfer
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