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Aus Kammern und Verbänden
Apotheker als Heilberufler und Kaufmann gefordert
Bei der vorletzten Sitzung der Kammerversammlung in dieser Legislaturperiode kündigte Kammerpräsident Holger Iven an, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Zugleich forderte er die Kammermitglieder zur Beteiligung an der Wahl auf, um das Mandat der Kammerversammlung zu stärken.
Vor dem Hintergrund der drohenden Weltwirtschaftskrise forderte Iven, über "Globalisierung und Pseudo-Liberalisierung" und den Umgang mit Freiheiten nachzudenken. Im Gesundheitswesen seien solche Gratwanderungen besonders gefährlich. Die Apotheker befänden sich immer wieder am Scheideweg zwischen Heilberufler und Kaufmann. Marketing sei für Apotheken gut, es aber dürfe nicht Verramschen bedeuten. Als reine Kaufleute würden die Apotheker im Wettbewerb gegen die kapitalkräftigeren Drogerie- und Supermärkte auf der Strecke bleiben. Stattdessen sollten sich die Apotheker deutlicher als Heilberuf positionieren. Iven verwies dazu auf die zehn Thesen, die drei junge Apotheker unter dem Titel "Die richtige Medizin" kürzlich in der Deutschen Apotheker Zeitung (siehe DAZ 44, S. 56) zur Diskussion gestellt haben. Dabei gehe es nicht um kaufmännische Fragen, sondern um die zunehmende Anwendung der klinischen Pharmazie. Dies sei jedoch ein langer Weg, und daher müsse es auch ein Honorar für die pharmazeutische Betreuung geben.
Als derzeit wichtigste Problemfelder für die Apotheker auf bundespolitischer Ebene bezeichnete Iven die Rabattverträge, den Fremd- und Mehrbesitz sowie den Arzneimittelversandhandel. Zum letzten Punkt habe der Kammervorstand Gespräche mit Vertretern der CDU und der SPD in Schleswig-Holstein geführt und die Position der Apotheker deutlich gemacht. Die Kammer setze sich dafür ein, den Arzneimittelversandhandel auf das europarechtlich geforderte Maß zu reduzieren und zusätzlich für Arzneimittelabholstellen die gleichen Qualitätsstandards und rechtlichen Rahmenbedingungen wie für Präsenzapotheken einzuführen. Iven zeigte sich zuversichtlich, dass sich diese politischen Gespräche über die Landesregierung und den Bundesrat auf die Gesetzgebung des Bundes auswirken.
Veränderter Wettbewerb
In einer ausführlichen Diskussion argumentierten mehrere Delegierte, dass übertriebene marktschreierische Werbung dem Ansehen von Apotheken und OTC-Arzneimitteln schade. So könne der Mehrgebrauch bestimmter Arzneimittel wie Analgetika und schleimhautabschwellende Nasensprays gefördert werden, womit auch die Maßnahmen zur Suchtprävention konterkariert würden. Andere Delegierte wiesen darauf hin, dass der Preiswettbewerb bei OTC-Arzneimitteln politisch gewollt sei. Wenn dies zu unerwünschten Folgen führe, seien nicht die Apotheker gefordert, sondern die Politik solle dann die Regeln ändern. Doch auch aus wirtschaftlicher Sicht werde es zunehmend problematisch, OTC-Produkte zu Billigpreisen als "Rezeptbringer" einzusetzen. Denn die Einkaufsbedingungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel würden sich nach der angestrebten Umstellung der Arzneimittelpreisbildung für Großhändler auf einen Fixzuschlag noch weiter verschlechtern. Die Apotheken müssten von den Margen leben, die ihr die Politik zugesteht, und könnten nicht auf den Konditionenwettbewerb setzen.
Sicherheit im Versorgungswerk
Der Haushalt und die unveränderten Kammerbeiträge wurden einstimmig beschlossen. Dr. Stefan Zerres, Justiziar der Kammer und Geschäftsführer der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein, berichtete über das Versorgungswerk. Die Finanzkrise habe zu keinem Totalausfall bei einer Geldanlage geführt, Papiere von Lehman Brothers würden vom Einlagensicherungsfonds entschädigt. Bei den Aktien müssten wegen der Kursrückgänge voraussichtlich Wertminderungen verbucht werden, doch werde das Versorgungswerk seine Aktienpositionen als Langfriststrategie halten. Zerres betonte die Sicherheit der Versorgungswerke: "Sicherer geht es nimmer." Wenn jedoch die Gesellschaft insgesamt kollabiere, treffe dies auch die Versorgungswerke.
Die 2006 vorgelegten Sterbetafeln haben eine nochmals erhöhte Lebenserwartung für Apotheker ausgewiesen. Dies belastet das Versorgungswerk zusätzlich mit 39 Millionen Euro, von denen derzeit noch 20,2 Mio. Euro verarbeitet werden müssten. Dafür beschloss die Kammerversammlung, einen Generationenfaktor einzuführen. Damit sinken die künftigen Rentenansprüche um 0,25 Prozent pro Jahrgang ab dem Geburtsjahrgang 1950. Dies vermindert die Belastungen des Versorgungswerkes aus der gestiegenen Lebenserwartung um 12,8 Mio. Euro.
tmb
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