Arzneiporträt

Oxymetazolin-Nasenspray hemmt die Entzündung

Das alpha-Sympathomimetikum Oxymetazolin hat sich seit 1961 bei der Behandlung der Rhinitis bewährt. Oxymetazolin wirkt vasokonstriktorisch und somit Schleimhaut-abschwellend. Darüber hinaus belegen aktuelle Forschungsergebnisse entzündungshemmende Eigenschaften des Rhinologikums.
Abb. 1: Oxymetazolin inhibiert das proinflammatorische Enzym 5-LO, ­beeinflusst aber die Aktivität der antiinflammatorischen 15-LO kaum.

Die Rhinitis, eine Infektion der oberen Atemwege, wird primär durch Viren verursacht, wobei Rhinoviren mit bis zu 80% den Hauptanteil der Infektionserreger stellen. Die Symptome der Rhinitis resultieren aus den Entzündungsreaktionen. Eine Reihe von Entzündungsmediatoren im Nasensekret, insbesondere die Eikosanoide und hier speziell die Leukotriene, sind für die Initiation, die Verstärkung und die Aufrechterhaltung der Rhinitis verantwortlich.

Entzündungshemmung auf zwei Wegen

Das Institut für Inhalationsbiologie des Helmholtz Zentrums München erforscht die Wirkung von Oxymetazolin auf den Entzündungsprozess in vitro: Simuliert man eine Entzündung alveolärer Makrophagen durch Zugabe von ultrafeinen Kohlenstoff-Partikeln, so erfolgt in Gegenwart von Oxymetazolin eine signifikante Hemmung der Synthese von Leukotrien B4 (LTB4), das üblicherweise die Entzündung fördert. Die Synthese der entzündungshemmenden 15-Hydroxy-Eikosatetraensäure (15-HETE) hingegen bleibt in Anwesenheit von Oxymetazolin erhalten. Oxymetazolin übt einen direkten Effekt auf die jeweiligen Enzyme aus: Während es die Aktivität der 5-Lipoxygenase (5-LO, Bildung von LTB4) sehr stark inhibiert, beeinflusst es die Aktivität der 15-Lipoxygenase (15-LO), die für die Synthese von 15-HETE verantwortlich ist, nur geringfügig (Abb. 1).

Oxymetazolin wirkt also entzündungshemmend, indem es proinflammatorische Mechanismen inhibiert und gleichzeitig antiinflammatorische Vorgänge aufrechterhält bzw. fördert.

Wirkstoff mit Mehrfach-Wirkung

Diese Wirkungen von Oxymetazolin besitzen eine hohe Relevanz, da sich Leukotriene im Nasensekret von Patienten mit akuter Rhinitis stark anreichern und die Ausprägung der Schnupfensymptome induzieren. Die neuen Befunde zum Wirkungsmechanismus von Oxymetazolin bestätigen und erweitern Erkenntnisse aus älteren Untersuchungen von Bjerknes/Steinsvag und Westerveld et al.

Dass die Anwendung von Oxymetazolin die Dauer des Schnupfens verkürzt, belegt eine doppelblinde Vergleichsstudie mit Oxymetazolin 0,05% (Nasivin®) vs. physiologische Kochsalzlösung an 247 Rhinitispatienten (siehe DAZ 43, S. 131). Die Patienten der Oxymetazolin-Gruppe waren durchschnittlich vier Tage krank, die Patienten der Plazebogruppe jedoch sechs Tage. Darüber hinaus konnte kürzlich dokumentiert werden, dass Oxymetazolin direkt die Ursache der Rhinitis bekämpft – die Viren. Oxymetazolin wirkt also multifaktoriell, indem es einerseits die Aktivität von Schnupfenviren und andererseits die virusinduzierten Entzündungsmechanismen inhibiert. Eine schnellere Genesung der Rhinitispatienten ist die Folge.


Literatur bei den Verfassern


Anschriften der Verfasser:

Dr. rer. nat. René Ramseger

reneramseger@gmx.net

Dr. rer. nat. Ingrid Beck-Speier

Helmholtz Zentrum München

Institut für Inhalationsbiologie

beck-speier@helmholtz-muenchen.de

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