Deutscher Apothekertag 2008

Ohne Moos nix los

Thomas Müller-Bohn

Der Apothekertag vermittelte eine klare Botschaft der Einigkeit und Geschlossenheit. Der offenkundige Bedarf an pharmazeutischen Leistungen in einer alternden Gesellschaft stärkt das Selbstbewusstsein. Dies verschafft den Apothekern den nötigen Rückhalt, mehr Geld zu fordern – endlich! Laut Gesetz ist eine Anpassung des Kassenabschlags fällig. Krankenhäuser und Ärzte haben kürzlich Milliardenzusagen erhalten. Da sollten die Apotheker mit ihren Forderungen nicht zurückstehen. Ähnlich wie bei den Ärzten geht es letztlich nicht um reale Steigerungen, sondern um den längst fälligen Ausgleich für bisher unbezahlte Zusatzleistungen, frühere Zugeständnisse und die Zumutungen bei der Umsetzung ungeschickt konzipierter Rabattverträge. Den passenden Zeitpunkt gilt es jetzt zu nutzen. Denn es ist schon heute erkennbar, wo bald neue Baustellen liegen werden.

Baustelle Nr. 1 haben die Apotheker selbst endlich aufgerissen: Honorare für pharmazeutische Dienstleistungen. Das Medikationsmanagement ist für viele Patienten dringend erforderlich und verspricht zudem Einsparungen. Demografischer Wandel und pharmazeutischer Fortschritt vergrößern den Bedarf. Ein Honorar für Dienstleistungen wäre auch eine logische Folge der heilberuflichen Positionierung des Apothekers. Das Ausland liefert vielversprechende Beispiele. In Deutschland gibt es immerhin Modellprojekte. Hausapothekenverträge bieten den Einstieg in die Honorierung. Doch der große Durchbruch steht aus. Die Adexa-Vorsitzende Barbara Neusetzer und ABDA-Vize Friedemann Schmidt vermittelten dazu beim Apothekertag eine klare und übereinstimmende Botschaft: Neue Leistungen ohne Honorierung sind nicht möglich. Ganz einfach, weil dazu mehr qualifiziertes Personal erforderlich ist, das angemessen bezahlt werden muss.

Im gleichen Arbeitskreis wurde aber auch erkennbar, wo künftig Baustelle Nr. 2 droht. Freiherr von Stackelberg, Vize-Chef des GKV-Spitzenverbandes, deutete eine Vision von regional abgestuften Vergütungen für städtische und ländliche Apotheken an. Als Instrument für die Sicherung der Infrastruktur hätte das durchaus Charme. In einem ausgewogenen Gesamtkonzept für abgestimmte Regulierungen könnten solche Quersubventionen sinnvoll wirken. Doch sie passen nicht mehr in eine Welt des totalen Wettbewerbs. Welche Krankenkasse würde ihre Versicherten als Erste in die Stadtapotheken umsteuern, wenn sie ein paar Cent dabei sparen könnte? Wer würde als Erster eine Klage wegen unzulässiger Subventionen einreichen? Es gibt viele Gegenargumente, aber das Problem ist in der Welt und der Infrastrukturwandel wird ein Dauerbrenner. Ein Thema für den Apothekertag von übermorgen ist damit absehbar.


Thomas Müller-Bohn

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