Deutscher Apothekertag 2008

"Ein Apothekertag der Klarheit"

Deutscher Apothekertag in München, 18. bis 20. September 2008

Ein Bericht der DAZ-Redaktion


"Wir hatten einen Apothekertag der Klarheit" resümierte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf in seinen Schlussworten, "Klarheit in einer Zeit, in der Klarheit dringend gebraucht wird, denn wir stehen vor grundsätzlichen Entscheidungen." Der Apothekertag sei auch richtungweisend gewesen. Man habe Positionen deutlich benannt. Und es sei ein Apothekertag der Einigkeit gewesen über das, was die Apotheker wollen und nicht wollen und was man von der Politik einfordere, beispielsweise beim Thema Versandhandel, beim Thema politische Verlässlichkeit und klarer Rechtslage und beim Thema Einführung des Medikationsmanagements. Man habe außerdem Einigkeit erreicht über das, was man von sich selbst einfordere, wo die Apotheker selbst hinwollen, als aktiver Partner für kranke Menschen.


Wolf machte deutlich, dass die Apotheker neue Aufgaben und Verantwortung übernehmen wollen. "Die Apotheker werden sich auf den demografischen Wandel in der Gesellschaft einstellen, aktiv, kreativ, sozial sensibel und verantwortungsbewusst", so der ABDA-Präsident. Die Diskussionen auf dem Apothekertag zeigten, wie wichtig pharmazeutische Beratung und Betreuung ist. Investitionen in die patientenindividuelle Versorgung seien nicht nur gut für den einzelnen Menschen, sondern auch für das Gesamtsystem.

Highlight des Apothekertags waren zwei Vorträge ausländischer Referenten:

Professor Schondelmeyer vom Pharmazeutischen Institut der Universität Minneapolis, Minnesota. Schondelmeyer ist dort Direktor des Prime-Instituts, das sich mit Pharmakoökonomie befasst, er ist außerdem Leiter der Abteilung für Pharmazeutische Betreuung und Gesundheitswesen. Er führte klar vor Augen, dass der freie Markt für Arzneimittel, wie er in den USA anzutreffen ist, keine positiven Auswirkungen auf den Preis hat. Mit Pharmaceutical Care dagegen können Kosten gesenkt werden. Wie Wolf ankündigte, habe man Professor Schondelmeyer für eine Diskussionsrunde mit Vertretern des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) und mit Gesundheitspolitikern im Berliner Apothekerhaus gewinnen können. Die ABDA setze darauf, dass dieses Gespräch zusammen mit dem BMG die Ziele der Apotheker weiter voranbringt, auch das Medikationsmanagement zu verankern.

Keine Experimente!

Anne Markestad, Präsidentin der Norges Farmaceutiske Forening, Oslo, Norwegen, gab den Apothekerinnen und Apothekern aus erster Hand Einblicke in das Apothekensystem in Norwegen nach der Liberalisierung. Als Präsidentin des Verbands der angestellten Apotheker(innen) berichtete sie von zahlreichen Missständen im norwegischen Apothekenkettensystem. Anne Markestad habe auf dem Apothekertag gezeigt, so Wolf, dass die Liberalisierung des norwegischen Apothekenmarktes nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht habe. Drei Großhändler beherrschen dort den Markt und stecken die Margen in die eigene Tasche – "das ist das Ergebnis vertikaler Konzentration", fügte Wolf hinzu. Die norwegische Apothekerin stellte für ihr Land fest:

  • keine Einsparungen bei den Arzneimittelausgaben,

  • keine bessere pharmazeutische Beratung,

  • eine starke Profitausrichtung mit Kommandoansagen an die Apothekenbelegschaften.

Er habe den Eindruck, so der ABDA-Präsident, dass in Norwegen Ernüchterung eingekehrt sei, "das, was man wollte, hat man nicht erreicht".

Für das deutsche Gesundheitswesen ergebe sich daraus die Logik: keine Experimente! In diesem Sinne seien die deutschen Apotheker konservativ – d. h., auf Bewährtes aufbauen und auf vorhandenem Fundament Verbesserungen vornehmen. Dadurch stünden die Apotheker "an der Spitze des Fortschritts", so Wolf.

Apotheker sind aktive Verbraucherschützer

Die Apothekerinnen und Apotheker verabschiedeten auf dem Apothekertag eine Resolution, mit der sie generell die Initiative des Europäischen Parlaments, die Patienteninformation zu verbessern, unterstützen. Aber sie warnten mit der Resolution auch davor, so Wolf, dass die Europäische Kommission dies als Vorwand nutze, über diese Hintertür Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel zuzulassen. Anliegen der Apotheker sei, die Verbraucher, die Patienten zu schützen: "Apotheker sind aktive Verbraucherschützer – das Fundament dazu ist die Unabhängigkeit." Man setze darauf, ließ der ABDA-Präsident wissen, dass der Europäische Gerichtshof 2009 eine Entscheidung fällt, die diese Unabhängigkeit bekräftigt und deutlich macht, dass diese Unabhängigkeit eng verbunden ist mit der persönlichen Verantwortung als Mittelständler. Unabhängigkeit, Freiheit, Mittelstand – dafür stehen wir, appellierte Wolf an alle Delegierte, "und dafür streiten wir mit Leidenschaft".

In Anlehnung an die deutsche Nationalhymne erinnerte Wolf daran, dass die deutschen Apothekerinnen und Apotheker zu Einigkeit und Recht und Freiheit stehen und zwar:
"Durch Einigkeit für unser Recht und für unsere Freiheit."


diz

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