DAZ aktuell

Trainingskontrollen werden in 2008 verdoppelt

BONN (hb). Zwei Hauptthemen gab es bei der Jahres-Pressekonferenz der Nationalen Anti-Doping Agentur am 9. Juli 2008 in Bonn: Zum einen wurde der Jahresbericht 2007 und zum anderen der neue Geschäftsführer, Dr. Göttrik Wewer vorgestellt, der seine neue Tätigkeit am 1. August 2008 aufnehmen wird.

Wewer war zuletzt als Staatsrat beim Senator für Inneres und Sport in Bremen tätig und kennt sowohl den Sport als auch die Arbeit der NADA unter anderem aus seinen früheren Funktionen als Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, als Vorsitzender der Sportkommission der Kultusministerkonferenz und als Kuratoriumsmitglied der Stiftung "Jugend trainiert für Olympia". NADA-Sprecherin Ulrike Spitz, die nach dem Weggang seines Vorgängers Dr. Christoph Niessen für zwei Monate kommissarisch die Geschäftsführung übernommen hat, wird zu Wewers Stellvertreterin ernannt.

Spitz stellte Ergebnisse der Dopingkontrollen für den Berichtszeitraum 2007 vor. Die Zahl der Kontrollen außerhalb der Wettkämpfe stieg in diesem Jahr auf 4871 (gegenüber 4517 in 2006). Davon waren 4595 Urin- und 276 Blut-Kontrollen. Im Jahr 2008 soll die Kontrolldichte im Trainingsbereich noch deutlich erhöht werden, und zwar auf 8000 bis 9000 Kontrollen. Auch die Zahl der Wettkampfkontrollen, die derzeit noch in der Verantwortlichkeit der Sportveranstalter bzw. der Sport-Fachverbände organisiert werden, ist in 2007 angestiegen (4661 Kontrollen).

Alle Proben auf Epo negativ

Insgesamt 72 positive Befunde wurden registriert (davon 62 im Wettkampf und zehn außerhalb des Wettkampfs). Nicht alle waren automatisch als Doping-Verstöße einzustufen, denn es lagen bei 15 Fällen medizinische Ausnahmegenehmigungen (TUEs) für den Einsatz der verbotenen Substanzen vor. Die Befunde im Wettkampf betrafen die Verwendung von Anabolika, Stimulanzien, Diuretika, Cannabinoiden und Glucocorticoiden und Beta-2-Agonisten. Außerhalb der Wettkämpfe, wo das Kontrollprogramm gegenüber den Wettkampfkontrollen etwas eingeschränkter ist, wurden im Wesentlichen dieselben Substanzgruppen, nämlich Anabolika, Beta-2-Agonisten und Cannabinoide missbräuchlich eingesetzt. In Wettkampfkontrollen wurden rund 430 Proben, vornehmlich in den Bereichen Radfahren, Triathlon, Fußball und Leichtathletik auf Epo untersucht, ohne positiven Befund. Nach den Erfahrungen des langjährigen Leiters des Doping-Kontroll-Labors in Kreischa, Prof. Dr. Klaus Müller, ist der Nachweis von Epo heute "kein wirkliches Problem mehr".

Neuer Anti-Doping-Code kommt

Die NADA befasst sich seit geraumer Zeit intensiv mit der Umsetzung des Welt-Anti-Doping-Codes 2009 in den nationalen NADA Code, dessen aktualisierte Fassung im Oktober 2008 präsentiert werden soll. Mit dem neuen Code sollen, wie NADA-Justiziarin Anja Berninger erläuterte, die internationale Harmonisierung der Anti-Doping-Bestimmungen weiter verbessert und die Einzelfall-Gerechtigkeit bei der Sanktionierung von Doping-Verstößen erhöht werden. Darüber hinaus müssen sich Spitzenathleten auf einen noch stärkeren Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte gefasst machen. Sie sollen in Zukunft für einen Zeitraum von drei Monaten im Voraus für jeden Tag einen festen Bestimmungsort angeben, an dem sie eine Stunde lang für etwaige Doping-Kontrollen außerhalb des Wettkampfs erreichbar sind (Ein-Stunden-Regel). Die NADA wird sich laut Berninger um eine praktikable Umsetzung dieser Regelung bemühen.

Die NADA wächst und braucht mehr Geld

Dank der Unterstützung des Bundes in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bundestag, der Länder, der Wirtschaft und des Sports zeigt sich die NADA im Jahr 2008 durch eine mittelfristige Sicherung der Finanzen deutlich gestärkt, wie der Kuratoriumsvorsitzende Michael Hölz vor der Presse darlegte. Zur Optimierung der Doping-Bekämpfung müssten dennoch weitere Ressourcen erschlossen werden. Der Vorstandsvorsitzende der NADA Armin Baumert bezifferte den wünschenswerten jährlichen Finanzrahmen auf 7,5 Mio Euro.

Die Agentur hatte an diesem Tag noch einen weiteren Grund zum Feiern. In einer kleinen Runde wurde am Vormittag der Grundstein für den Anbau der Geschäftsstelle in der Heussallee gelegt. Spätestens damit ist klar: Die oberste Instanz der Doping-Bekämpfung in Deutschland bleibt der ehemaligen Bundeshauptstadt treu und will in Zukunft weiter wachsen.


Literaturtipp

 

Doping im Sport, Wer – Womit – Warum

Gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking wird in Kürze die zweite, aktualisierte Auflage des Werkes "Doping im Sport" erscheinen. Berücksichtigt wurden bei der Neuauflage nicht nur die jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet der verbotenen Substanzen und Methoden – Stichworte "Eigenblut-Doping" und "Gendoping", sondern auch die in den letzten Jahren recht erheblichen Änderungen im Bereich der Anti-Doping-Bestimmungen – Stichworte "Anti-Doping-Gesetz" und "Internationales Übereinkommen gegen Doping". Eine Besonderheit des Buches liegt darin, dass es nicht nur arzneimittelrechtliche und sportrechtliche Aspekte des Phänomens Doping im Spitzensport kurz und prägnant erfasst, auch die Gefahren des Dopings im Breitensport werden aus unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet.

Feiden, Karl/Blasius Helga

Doping im Sport. Wer – Womit – Warum

2. aktualisierte und erweiterte Auflage. 268 Seiten, 16 s/w Abb., 23 s/w Tab.

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2008. 24,90 EuroISBN 978-3-8047-2440-2

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