- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 30/2008
- Bachelor/Master statt ...
Aus der Hochschule
Bachelor/Master statt Staatsexamen?
Man spricht von internationaler Vergleichbarkeit der Abschlüsse und von leichterem Studienplatzwechsel in Deutschland, aber auch zu ausländischen Instituten. Das hört sich alles sehr plausibel und richtig an. Es erleichtert den Studenten, sich Seminare und Praktika anerkennen zu lassen, wenn sie während des Studiums den Studienort wechseln möchten. Doch wie setzt man dieses System in der Pharmazie um?
Das Pharmaziestudium ist unterteilt in ein Grund- und Hauptstudium mit je vier Fachsemestern und hat folglich in der Regel eine Dauer von vier Jahren. Nach dem erfolgreich beendeten Studium geht man für mindestens ein halbes Jahr als Praktikant in die öffentliche Apotheke und wahlweise auch ein halbes Jahr in die Industrie, an die Universität oder in eine Krankenhausapotheke.
Ein Bachelor-Studiengang dauert sechs Semester, der anschließende Master-Studiengang umfasst vier Semester. Wie könnte man dort unseren Staatsexamen-Studiengang Pharmazie unterbringen, ohne dass die Qualität der Ausbildung darunter leidet?
Den Stoff von vier Jahren auf 2 + 3 Jahre verteilen?
Pharmazie studieren in nur drei Jahren? Das ist nahezu unmöglich. Durch die Klinische Pharmazie ist bereits ein neues Fach dazu gekommen, durch das die Zeit zwar bereits knapper, die Ausbildung aber umso spezieller und praxisorientierter geworden ist. Ich sehe daher keine Möglichkeit, das Studium der Pharmazie in einem Bachelor-Studiengang "unterzubringen". Es müsste also in einen Bachelor- und einen anschließenden Master-Studiengang gegliedert werden. Zeitlich wäre das von den Veranstaltungen her kein Problem, schließlich hätte man dann sogar fünf Jahre für das Studium. Ob das nun von Vor- oder Nachteil ist, lasse ich an dieser Stelle offen.
Ein viel größeres Problem sehe ich im Bachelor-Abschluss: Was bin ich nach diesem vollwertigen Hochschulabschluss? Jedenfalls kein Apotheker. Die jetzige Ausbildung zum pharmazeutisch-technischen Assistenten umfasst kein Studium. Würde aus dieser Ausbildung vielleicht ein Bachelor-Studiengang werden, an den man dann die weitere Ausbildung zum Apotheker anschließen könnte, in Form eines Masterstudienganges? Und wie würden hier die Inhalte des Studiums verteilt?
Es stellen sich viele Fragen zu diesem Thema, und ich denke, wenn das Staatsexamen irgendwann durch ein Bachelor/Master-System ersetzt werden soll, wird dies eine sehr langwierige Aufgabe für die Universitäten und den Akkreditierungsrat, der sich mit der Erstellung der Kredit-Systeme befasst.
InternetStiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland: www.akkreditierungsrat.de |
Auf der Internet-Seite des Akkreditierungsrates steht: "Übergeordnetes Ziel der Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland ist es, zur Entwicklung der Qualität von Studium und Lehre in Deutschland beizutragen …". Das Staatsexamen gibt die Sicherheit, dass die Qualität der Ausbildung zum Apotheker (wie zum Beispiel auch die zum Mediziner) vom Staat kontrolliert wird, da es sich um Berufe handelt, die die Gesundheit der Bürger gewährleisten sollen. Dies ist von allgemeinem Interesse und sollte unabhängig von der Art des Abschlusses erhalten bleiben.
Die derzeitigen Studierenden der Pharmazie wie auch fertige Apotheker müssen sich mit dem Thema Bachelor/Master nicht zwingend beschäftigen, dennoch sollte sich jeder seine Gedanken dazu zu machen. Schließlich könnte es ja passieren, dass man irgendwann in seiner Apotheke steht und ein "Pharmazie-Master" sich als Praktikant bewirbt. Dann würde man sich fragen: Was hat der- oder diejenige denn im Studium gelernt? Das gleiche wie ich im Staatsexamen-Studiengang?
Maren Preis
Beauftragte für Praktisches Jahr und Recht des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. (BPhD)
pj@bphd.de
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.