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Arzneimittel und Therapie
Alemtuzumab bei chronisch lymphatischer Leukämie
Alemtuzumab ist ein gentechnologisch hergestellter, humanisierter monoklonaler IgG1-Kappa-Antikörper, der spezifisch an ein 21- bis 28-kD-Glykoprotein (CD52) bindet, das primär auf der Oberfläche von normalen und malignen B- und T-Lymphozyten im peripheren Blut exprimiert wird. Bindet Alemtuzumab an dieses Antigen, wird das Immunsystem zur Lyse der entsprechenden Lymphozyten aktiviert: Das Antigen wird von praktisch allen B- und T-Lymphozyten sowie von Monozyten, Thymozyten und Makrophagen, einem kleinen Teil der Granulozyten exprimiert, nicht jedoch von Erythrozyten oder Thrombozyten. Alemtuzumab scheint die hämatopoetischen Stammzellen oder Vorläuferzellen nicht zu schädigen. Typisch für die chronisch lymphatische Leukämie ist eine Akkumulation funktionell unreifer Lymphozyten in Knochenmark, Blut, lymphatischem Gewebe und anderen Organen. Die Infiltration des Knochenmarks durch die unreifen Zellen führt zu einem Mangel an gesunden Blutzellen, mit der Folge von Müdigkeit, Knochenschmerzen, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme sowie erhöhter Blutungsneigung und Schwächung des Immunsystems mit entsprechendem Anstieg des Infektionsrisikos.
Starke Supprimierung des Immunsystems
Die Zulassungserweiterung basiert auf Daten einer internationalen Phase-III-open-label-Studie, in der Alemtuzumab bei bisher unbehandelten B-CLL-Patienten mit Chlorambucil verglichen wurde. In der Studie konnte nachgewiesen werden, dass die Zeit ohne Fortschreiten der Krankheit bei den Patienten der Alemtuzumab-Gruppe länger andauerte als bei den Patienten der Chlorambucil-Gruppe: Der Antikörper reduzierte das Risiko des Fortschreitens der Krankheit oder des Todes um 42%. Die Patienten, die mit Alemtuzumab behandelt wurden, wiesen auch höhere Gesamtansprechraten und höhere komplette Remissionsraten auf als die Patienten unter Chlorambucil. Auch das behandlungsfreie Intervall konnte verlängert werden, im Median dauerte es zwei Jahre, bevor eine zusätzliche Therapie erforderlich wurde. Da Alemtuzumab nicht nur entartete, sondern auch gesunde Leukozyten angreift, geht die Behandlung mit diesem Antikörper teilweise mit drastischen Nebenwirkungen einher. So wurden schwere Blutungsreaktionen häufig beschrieben. Sehr häufig kam es durch die Freisetzung von Zytokinen zu akuten infusionsbedingten Reaktionen wie Fieber, Rigor, Übelkeit, Erbrechen oder Hypotonie.
Alemtuzumab ist seit Juni 2001 für die Behandlung der chronisch lymphatischen Leukämie vom B-Zell-Typ bei Patienten zugelassen, die bereits mit alkylierenden Substanzen behandelt wurden und auf eine Fludarabin-Therapie nicht mehr ansprechen.
Da Alemtuzumab hochgradig immunsupprimierend wirkt, wird der Antikörper zur Zeit in klinischen Phase-II-Studien auch zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie der multiplen Sklerose getestet.
Quelle
Fachinformation MacCampath, Stand Juli 2006.
Pressemitteilung der Bayer Schering Pharma AG vom 3. Januar 2008.
ck
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