Arzneimittel und Therapie

Lungenkrebs nach Insulininhalation

Unter Anwendung des inhalativen Insulins Exubera® sind sechs Patienten an Lungenkrebs erkrankt. Das geht aus einer Analyse von Daten des klinischen Studienprogramms hervor, die Pfizer und die FDA jetzt bekannt gemacht haben. Im Oktober 2007 hatte Pfizer das erste inhalierbare Insulin Exubera® weltweit vom Markt genommen. Zurzeit werden im Rahmen von Übergangsprogrammen und klinischen Studien noch etwa 4000 Patienten behandelt. Sie sollen jetzt umgehend umgestellt werden.

Das kurzwirksame inhalierbare Humaninsulin Exubera® war von der Firma Nektar Therapeutics in San Carlos/Kalifornien entwickelt worden und Anfang 2006 von dem Pharmakonzern Pfizer in Deutschland eingeführt worden. Es sollte vor allem eine Alternative für die Diabetiker sein, die Probleme mit der subkutanen Insulininjektion haben.

Zu geringer Marktanteil

Die Einführung wurde von Anfang an kritisch gesehen. Eine Verbesserung der Diabetestherapie kristallisierte sich nicht heraus. Zweifel bestanden unter anderem an der Dosierungsgenauigkeit und der langfristigen Lungenverträglichkeit. Nur wenigen Patienten wurde das inhalative Insulin verordnet. Zum Zeitpunkt der Marktrücknahme im Oktober 2007 hatte Exubera® einen Marktanteil von weniger als einem Prozent. Das klinische Studienprogramm lief nach dem Vermarktungsstopp jedoch weiter. Im Rahmen dieses Programms ist nach Mitteilung von Pfizer bei sechs von 4740 mit Exubera® behandelten Patienten Lungenkrebs diagnostiziert worden, in der Kontrollgruppe (n = 4292), die nicht mit dem inhalativen Insulin behandelt worden war, entwickelte nur ein Patient ein Lungenkarzinom. Auch ein Post-Marketing-Bericht hatte auf einen Fall von Lungenkrebs unter Exubera®-Therapie verwiesen. Bei allen betroffenen Patienten handelte es sich um ehemalige Raucher. Die FDA hat daraufhin eine entsprechende Änderung der Fachinformationen verfügt.

Kausalzusammenhang nicht erwiesen

Für viele Kritiker kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Sie hatten schon im Vorfeld vor der Gefahr gewarnt, dass Insulin aufgrund seiner wachstumsfördernden Eigenschaften bei Dauerexposition auch zu einer Entartung von Zellen des Lungengewebes führen kann. Die jetzt bekannt gewordenen wenigen Fälle erlauben jedoch keine Rückschlüsse auf einen möglichen Kausalzusammenhang zwischen Insulininhalation und Krebsentstehung.

Es ist davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit keine weiteren inhalativen Insuline mehr auf den Markt kommen. Sowohl Eli Lilly und Novo Nordisk haben ihre entsprechenden Forschungsprogramme eingestellt. Auch Nektar Therapeutics, der Lizenzinhaber von Exubera®, hat nach Bekanntwerden der Lungenkrebsfälle die Suche nach einem neuen Vertriebspartner aufgegeben.

 

Quelle:

FDA-Mitteilung zu Exubera vom 9. April 2008.

Pfizer Statement on Exubera Labeling Update in the United States. 9. April 2008.

 


du

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