Arzneimittel und Therapie

Hilfreich bei gastrointestinalen Tumoren

Aktuelle Studienergebnisse belegen den Benefit einer supportiven Misteltherapie mit Iscador® bei kolorektalen Karzinomen und Tumoren der Bauchspeicheldrüse. So konnten durch die Mistelgabe die chemotherapiebedingten Nebenwirkungen reduziert, die Hospitalisationszeit verkürzt und die Lebensqualität verbessert werden. Auch wirkt sich die Gabe des Mistel-Extraktes auf das krankheitsfreie und auf das Gesamtüberleben aus.

Karzinome der Bauchspeicheldrüse weisen eine äußerst ungünstige Prognose auf, da eine kurative Entfernung des Tumors nur sehr selten möglich ist. Im Vordergrund stehen daher palliative Maßnahmen (Chemo- und Radiotherapie), um die Lebensqualität der verbleibenden Zeit zu erhöhen. Kolorektale Karzinome, die nicht metastasiert sind, werden mit einer kurativen Zielsetzung therapiert. Nach der Entfernung des Tumors erfolgt meist eine Chemotherapie, um eventuell verbliebene Krebszellen zu vernichten. Da die zytotoxische Therapie belastend ist und mit gravierenden Nebenwirkungen einhergeht, sucht man auch hier nach supportiven Maßnahmen. In zwei Studien wurden Wirksamkeit und Sicherheit einer supportiven Therapie mit dem fermentierten Mistelextrakt Iscador® bei Patienten mit einem Pankreaskarzinom oder einem kolorektalen Tumor untersucht.

Zwei Studien mit Iscador®

Bei beiden Studien handelt es sich um multizentrische, kontrollierte, retrospektive epidemiologische Kohortenstudien. Primäre Studienendpunkte waren jeweils die unter der Chemo- und Strahlentherapie aufgetretenen Nebenwirkungen; sekundäre Studienendpunkte umfassten die Persistenz krankheits- und therapiebedingter Symptome, den Karnosfky-Index, die Dauer der Hospitalisierung und die Gesamtüberlebenszeit.

An der Studie zum Pankreaskarzinom nahmen 396 Patienten teil. Die Hälfte der Probanden erhielt zusätzlich zur knapp siebenmonatigen Chemo- oder Strahlentherapie zwei- bis dreimal wöchentlich Mistel; die 195 Patienten der Vergleichsgruppe erhielten lediglich knapp fünf Monate lang die Standardtherapie. Die durchschnittliche Beobachtungszeit und die Dauer der Iscador®-Behandlung betrug rund 15 Monate, die Beobachtungszeit in der Kontrollgruppe lag bei zehn Monaten.

In die Studie zum primären, nicht metastasierten kolorektalen Karzinom waren 804 Patienten eingeschlossen. Bei 429 dieser Patienten wurde der Mistelextrakt Iscador® als Teil einer supportiven Langzeittherapie nach der Operation zwei- bis dreimal pro Woche zusätzlich zur konventionellen Chemo- und/oder Radiotherapie oder in der onkologischen Nachsorge subkutan appliziert. Die 375 Patienten aus der Kontroll-Gruppe wurden mit den konventionellen Therapien behandelt oder erhielten eine passive Nachsorge ohne weitere Medikation. Die durchschnittliche Dauer der Iscador®-Behandlung betrug etwa 52 Monate.

Benefit durch Mistelextrakte

In beiden Studien konnte ein Benefit der Iscador®-Gabe gezeigt werden. Dies betraf:

Die Nebenwirkungen: Pankreas-Patienten der Mistel-Gruppe litten seltener unter Nebenwirkungen als Patienten der Vergleichsgruppe (14% vs. 50%). Auch zeigten sie nach dem ersten onkologischen Therapiezyklus weniger krankheits- und therapiebedingte Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Depressionen, Fatigue und Müdigkeit, Schlafstörungen sowie Rückenschmerzen als die Patienten in der Kontroll-Gruppe. Auch bei den Darmkrebs-Patienten konnte durch den Mistelextrakt eine Abnahme der Nebenwirkungen verzeichnet werden (19% vs. 50%). Auch traten in der Mistel-Gruppe weniger häufig krankheits- und therapiebedingte Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen, Appetitlosigkeit, Depressionen, Fatigue oder Müdigkeit, Reizbarkeit oder Abgespanntheit, Schlafstörungen, Mukositis oder Hautreaktionen auf.

Die Überlebenszeit: Sie war bei allen Schweregraden des Pankreaskarzinoms in der Mistel-Gruppe signifikant länger als in der Kontroll-Gruppe und ging im Vergleich zur Kontroll-Gruppe mit einer um etwa 42% erhöhten Lebenszeitverlängerung einher (p = 0,001). Bei den Patienten mit einem kolorektalen Karzinom wurde ein Vorteil beim tumorfreien Überleben ermittelt. So wurde in der Mistel-Gruppe das geschätzte relative Risiko beim tumorfreien Überleben signifikant um etwa 32% reduziert.

Den Karnofsky-Leistungs-Index: Er verbesserte sich bei den mit Mistel behandelten Pankreaskarzinom-Patienten und Darmkrebs-Patienten signifikant.

Die Hospitalisationszeit: Sie lag bei den mit Viscum spec. behandelten Pankreaskarzinom-Patienten bei durchschnittlich 40 Tagen (bei der Kontroll-Gruppe waren es 54 Tage). Auch bei den Patienten mit Darmkrebs wurden unter einer Iscador®-Gabe kürzere Krankenhausaufenthalte festgestellt (35,5 Tage vs. 41,2 Tage).

Verträglichkeit der Misteltherapie

Etwa 2% der Patienten reagierten auf den Mistelextrakt mit leichten, unspezifischen systemischen Nebenwirkungen (wie Schwindel, Fatigue, Depression, Übelkeit oder leichtem Fieber). Bei etwas über 20% der Patienten traten Lokalreaktionen wie Indurationen, Ödeme, Erytheme, Juckreiz oder lokale Schmerzen auf, die stets nur leicht bis mittelschwer ausfielen. Schwere lebensbedrohliche oder anhaltende Nebenwirkungen traten nicht auf; eine Verschlimmerung der Tumorerkrankung wurde nicht beobachtet.

 

Quelle 

Priv.-Doz. Dr. Dr. Eckehart Friedel, Bad Bocklet; Dr. Harald Matthes, Berlin: Pressekonferenz "Iscador® auf dem Weg zur onkologischen Standardtherapie", Berlin, 21. Februar 2008, veranstaltet von Weleda, Schwäbisch Gmünd. 

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

 

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