Ernährung aktuell

Sinneswahrnehmung

Die Vielfalt des bitteren Geschmacks

Für den einen ist ein bitterer Geschmack ein Genuss, während sich andere von Lebensmitteln dieser Art gleich ganz fernhalten. Nun haben Potsdamer Wissenschaftler ermittelt, dass nicht nur der Geschmack von Vielfalt geprägt ist, sondern auch die Reaktionen der für den bitteren Geschmack zuständigen Sinneszellen. So soll jede Bittergeschmackszelle einen individuellen Mix an Bitterstoffen erkennen.

In Obst und Gemüse liegen Tausende verschiedene Bitterstoffe vor. Demgegenüber stehen lediglich 25 Bitterrezeptoren aus der Familie der TAS2R-Proteine. In Experimenten wollten Maik Behrens vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung und seine Kollegen an Kulturen menschlicher Zellen mehr über dieses ungleiche Verhältnis herausfinden. Dabei stellten sie fest, dass jede einzelne Bittergeschmackszelle nur etwa vier bis elf TAS2R-Gene abliest und in Proteine transkribiert. Auch erfolgt dies bei jeder Zelle in unterschiedlichem Ausmaß. Daher vermuten die Wissenschaftler, dass es beim Menschen keine identischen Bittergeschmackszellen gibt. Doch das Gehirn ist möglicherweise in der Lage, verschiedene Bitterstoffe anhand der unterschiedlich starken Nervensignale aus den zahlreichen Geschmackszellen zu erkennen.

Mit diesen Ergebnissen kann laut Behrens die Ansicht gestützt werden, dass jede einzelne Geschmackszelle nur eine kleine Gruppe von Bitterstoffen erkennen kann. In der Vergangenheit zeigten molekularbiologische Studien dagegen, dass eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Bitterstoffen nicht möglich ist. Laut Behrens haben die vorliegenden Daten zwar derzeit keinen praktischen Nutzen, doch tragen sie wesentlich zum Verständnis der Mechanismen bei, die der Geschmackswahrnehmung zugrunde liegen. "Nur wenn wir diese Mechanismen kennen, lassen sich Zusammenhänge zwischen Geschmacksempfinden, Ernährung und Gesundheit aufklären", so Behrens. ka

Quelle: Behrens, M. et al.: J. Neurosci. 27: 12630 -12640 (2007).

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