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- DAZ 50/2007
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Arzneimittel und Therapie
Aus der Forschung
Früherkennung von Augenschäden bei Diabetikern möglich
Eine diabetische Retinopathie gehört zu den gefürchtetsten Folgeerkrankungen bei Diabetes. Bei etwa 15% der Diabetespatienten entwickelt sich im Laufe ihrer Erkrankung eine Augenschädigung, die bis zur Erblindung führen kann. Ärzte des Jenaer Universitätsklinikums haben jetzt einen Weg gefunden, gefährdete Patienten zu einem sehr viel früheren Zeitpunkt zu erkennen, als es mit der üblichen augenärztlichen Untersuchung der Netzhaut möglich ist.
Wenn der Glucosespiegel im Blut über Jahre deutlich erhöht ist, können Schädigungen der Kapillargefäße und Nerven am Auge eintreten. Da dieser Prozess schleichend verläuft, werden die auftretenden Schäden an der Netzhaut oft erst bemerkt, wenn das Sehvermögen schon deutlich eingeschränkt ist.
Gemeinsam mit den Augenärzten des Uniklinikums und unterstützt von einem Jenaer Unternehmen haben die Diabetologen in einer Studie mit 300 Patienten ein in Jena entwickeltes spezielles Verfahren der retinalen Gefäßanalyse eingesetzt, mit dem schon Vorstufen der Gefäßschädigungen sichtbar werden, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Entwicklung späterer Augenschäden ankündigen. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen der Beweglichkeit der Blutgefäße am Augenhintergrund und der Diabetes-bedingten Retinopathie gibt. Bei der für die Patienten völlig unkomplizierten und nicht-invasiven Untersuchung wird die Netzhaut des Auges für zehn Sekunden einem schnellen Flickerlicht ausgesetzt. Gleichzeitig wird in kurzen Abständen ein bestimmtes Gefäßsegment gemessen und der Augenhintergrund fotografiert. Aus den so provozierten Reaktionen der Blutgefäße (schnell oder verlangsamt) in Verbindung mit klassischen Augenuntersuchungen können Rückschlüsse auf den Zusammenhang zwischen dem Zustand der Gefäße und Augenschäden durch Blutzucker gezogen werden. Mit dieser dynamischen retinalen Gefäßanalyse wird eine Funktion gemessen, und nicht erst die eingetretenen Gewebezerstörungen. So wird eine echte Früherkennung möglich, noch bevor das Auge überhaupt geschädigt ist.
Untersucht wurden sowohl Diabetespatienten mit und ohne Retinopathie als auch Gesunde. Bei allen Patienten mit Retinopathie lagen Veränderungen in der Gefäßreaktion vor. Entscheidend ist jedoch, dass bereits bei Diabeteserkrankten ohne nachweisbare Augenprobleme eine gestörte Gefäßreaktion zu beobachten ist. So könnten Patienten in Risikogruppen eingestuft werden, die wahrscheinlich eine Retinopathie entwickeln. Bestätigt sich dieser Zusammenhang, so hoffen die Forscher, dass künftig Aussagen über das Risiko von Augenschäden durch Diabetes bereits fünf bis zehn Jahre früher als bisher möglich sind. Wird die Gefäßreaktion als ein Warnsignal richtig erkannt, ließen sich viele Augenerkrankungen verhindern. Mit einer besseren Blutzucker- und Blutdruckeinstellung könnte gegengesteuert werden. Um dies weiter zu untersuchen, und die Aussagekraft des neuen Verfahrens für das Risiko einer diabetesbedingten Retinopathie zu belegen, werden die Jenaer jetzt in einer folgenden Langzeitstudie 1000 Patienten über zehn Jahre untersuchen. <
QuelleMandecka A, Dawczynski J; et al.: Influence of flickering light on the retinal vessels in diabetic patients, Diabetes Care, 2007 Aug 29, early online version.
Pressemitteilung des Universitätsklinikums der Friedrich-Schiller-Universität Jena; Klinik für Innere Medizin III, Funktionsbereich für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen vom 3. Dezember 2007.
ck
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