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Arzneimittel
Direktvertrieb in Großbritannien unter Beobachtung
BERLIN (ks). Die britische Wettbewerbsaufsicht OFT (Office of Fair Trading) hat am 11. Dezember ihre Studie zur Arzneimitteldistribution in Großbritannien veröffentlicht. Britische wie auch andere europäische Apotheker, Großhändler und Hersteller hatten diese bereits seit Längerem erwartet – vor allem wegen ihrer Ausführungen zum Direktvertrieb von Arzneimitteln. Die Wettbewerbshüter kommen zu dem Ergebnis, dass der neue Vertriebsweg einige Nachteile mit sich bringt – zugleich unterbreiten sie Vorschläge, wie diesen entgegengewirkt werden kann.
Pfizer hat den Weg der "direct to pharmacy” (DTP)-Distribution bereits eingeschlagen. Seit März vertreibt der Pharmakonzern seine Arzneien in Großbritannien nur noch über UniChem. Andere Hersteller liebäugeln ebenfalls damit, ihren Vertrieb auf einen oder jedenfalls wenige Großhändler zu reduzieren. Nun kommt die britische Studie zu dem Ergebnis, dass ein erhöhtes Risiko besteht, dass solche Vereinbarungen zu steigenden Kosten des nationalen Gesundheitssystems (NHS) führen werden. Von mehreren hundert Millionen Pfund ist die Rede. Zu befürchten ist laut OFT zudem, dass die Servicequalität der Apotheken leidet und Patienten länger auf ihre Arzneimittel warten müssten.
Die Wettbewerbsaufsicht verweist darauf, dass DTP den Herstellern erlaube, die von den Apotheken zu zahlenden Preise zu erhöhen sowie die gesamte Lieferkette zu kontrollieren. Die Studie empfiehlt dem britischen Gesundheitsministerium, die bestehenden Preisregulierungen so anzupassen, dass sichergestellt ist, dass die Preise durch DTP nicht steigen. Zudem empfiehlt OFT der Regierung sich mit den Herstellern auf minimale Service-Standards zu einigen. Werden diese Standards unterschritten, sollte es möglich sein, dass hierfür auch weniger zu zahlen ist. Nicht zuletzt warnt die OFT, dass eine stärkere Ausbreitung des Exklusiv-Vertriebs langfristige Auswirkungen auf den Wettbewerb haben kann. Daher will sie die Situation weiter unter Beobachtung halten und gegebenenfalls eine weitere Untersuchung anstellen.
OFT-Chef John Fingleton betonte, dass die Empfehlungen der Studie Herstellern die Möglichkeit geben, das Distributionsmodell zu wählen, das am besten zu ihnen passt. Zugleich werde sichergestellt, dass die Patienten und der NHS vor negativen Auswirkungen geschützt sind.
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