Arzneimittel und Therapie

Vierfache Wirksamkeit von Myrtol bei Rhinosinusitiden

Der nächste Schnupfen kommt bestimmt! Denn Entzündungen der Nasenschleimhaut und der Nasennebenhöhlen gehören mit steigender Inzidenz zu den häufigsten Erkrankungen. Da bei Rhinosinusitiden eine erhöhte Sekretviskosität vorliegt gehören pflanzliche Sekretolytika wie Myrtol standardisiert (Gelomyrtol® forte) zur gängigen Therapie. Dieser Wirkstoff hat aber nicht nur mukosekretolytische Eigenschaften. Er greift auch in Entzündungsprozesse ein und weist antimikrobielle Wirkungen auf.

Der Begriff Sinusitis wird häufig durch Rhinosinusitis ersetzt, weil der Erkrankung der Nasennebenhöhlen meistens eine Entzündung der Nasenschleimhaut vorangeht. Eine Rhinosinusitis ist definiert als Entzündungsreaktion der Nasen- und Nasennebenhöhlenschleimhaut, wobei die Behinderung der Nasenatmung das Hauptsymptom darstellt. Darüber hinaus bestehen Hypersekretion, Kopf- und Gesichtsschmerz, Abgeschlagenheit und Fieber sowie systemische Entzündungszeichen.

Die Erkrankung führt zu Veränderungen der gesunden Schleimhaut. Die Sekretschicht, welche das respiratorische Epithel bedeckt, besteht normalerweise aus einer dünnflüssigen Sol- und einer zähflüssigen Gelschicht. Zilien schlagen in der Solschicht und transportieren den Gelteppich ständig aus den Nasennebenhöhlen über die Schleimhaut der Nase in Richtung Schlund. Bei entzündlichen Prozessen der Schleimhaut ist dieser biologische Mechanismus gestört, was zu Beeinträchtigungen der mukoziliären Clearance führt. Entzündungsreaktionen bewirken eine Umgestaltung der sekretorischen Zellen, Verlust von Zilien und rheologische Sekretmodifikationen. Es kommt zu einer Zunahme an Sekret, dessen Viskosität und Adhäsivität steigt an. Der Sekrettransport wird dadurch verlangsamt oder kommt völlig zum Erliegen, und nicht abgeflossenes Sekret bildet den Nährboden für Erreger.

Zentrale Rolle von Entzündungsmediatoren

Bei akuten Rhinosinusitiden sind die Ventilation und Drainage der Nebenhöhlen behindert. Neben den biomechanischen und bakteriellen Prozessen werden insbesondere immunologische Pathomechanismen diskutiert. In der Schleimhaut und ihrem Sekret von Patienten mit chronischer nasaler und sinusualer Schleimhautentzündung finden sich vermehrt neutrophile Granulozyten, Eosinophile, Mastzellen und Basophile sowie mononukleäre Zellen (T-Lymphozyten, CD8-Supressor/zytotoxische Zellen, CE4-Helfer-T-Zellen). Zudem liegen Leukotriene (d4, E4) und Prostaglandin E2 in erhöhter Konzentration vor. Leukotriene spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von entzündlichen Veränderungen der Schleimhaut und aktivieren ihrerseits erneut eosinophile Granulozyten und andere entzündungsverstärkende Substanzen.

Myrtol – ein standardisierter Inhaltsstoff

Bei Rhinosinusitiden hat sich der Einsatz des pflanzlichen Stoffes Myrtol standardisiert bewährt. Myrtol ist eine Fraktion des ätherischen Öls der Echten Myrte (Braut-Myrte, Myrtus communis). Es enthält hauptsächlich Limonen, Cineol und α-Pinen. Der Wirkstoff gelangt nach Resorption im Dünndarm über das Blut in die Schleimhäute der Atemwege, wo er seine Wirkung entfaltet.

Mukosekretolytische Eigenschaften

Die Substanz hat mukosekretolytische Eigenschaften, das heißt sie wirkt sowohl die Produktion von dünnflüssigem Schleim anregend, mukolytisch (schleimverflüssigend), als auch sekretomotorisch und beschleunigt so den Abtransport von Schleim. Zähflüssiger, festsitzender Schleim wird gelöst und sein Abtransport aktiviert, was den natürlichen Reinigungsmechanismus der Atemwege unterstützt. Dieser transportfördernde Effekt konnte beispielsweise durch radioaktive Tracer in der Kieferhöhle dokumentiert werden.

Antioxidative und antientzündliche Wirkung

Zudem zeigen In-vitro-Untersuchungen antioxidative und antientzündliche Eigenschaften von Myrtol standardisiert. So greift es in Entzündungsprozesse ein, indem aggressive Sauerstoffradikale vom OH-Typ abgefangen werden und die Leukozytenaktivierung gedrosselt wird. Man nimmt an, dass dieser Effekt durch lipophile Interaktionen mit der Leukozytenmembran zustande kommt. Ein experimenteller Nachweis über antientzündliche Wirkungen gelang im Arachidonsäure-Modell mit iner oralen Applikation von Myrtol. Über eine Hemmung der 5-Lipoxygenase, einem Schlüsselenzym in der Entzündungskaskade, kommt es zu einer dosisabhängigen Abnahme der Leukotrienkonzentration (LTC4 / D4 / E4) und zu einer Hemmung der Prostaglandin E2-Konzentration.

Antimikrobielle Wirkung

Darüber hinaus konnten für Myrtol antimikrobielle Wirkungen aufgezeigt werden. Er hemmt klinisch relevante bakterielle Erreger von Atemwegsinfektionen wie beispielsweise Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae Der Effekt kommt über eine Einlagerung der lipophilen Inhaltsstoffe in die Bakterienmembran zustande, was zu deren Desintegration führt.

Weniger Symptome im Vergleich zu Placebo

Der therapeutische und prophylaktische Nutzen des Phytopharmakons wurde in mehreren Untersuchungen überprüft. So zeigten sich u. a. an einer GCP-konformen, randomisierten, kontrollierten Multicenterstudie an 331 Sinusitis-Patienten, die entweder mit Myrtol oder Placebo behandelt worden waren, folgende Effekte. Im Verlauf einer Behandlung über sechs Tage verbesserte sich der Symptomenscore (Kopfschmerzen, Schmerzen beim Bücken, Allgemeinbefinden, Fieber, Nasensekretion, Sekretmenge, Sekretviskosität und Nasenatmung) signifikant gegenüber der Placebo-Gruppe. Außerdem waren die Notwendigkeit einer antibiotischen Begleittherapie und das Ausmaß der Arbeitsunfähigkeit in der Myrtol-Gruppe um den Faktor 2 geringer als in der Placebo-Gruppe. <

Quelle

Prof. Dr. med. Hans Behrbohm, Berlin: "Pharmakotherapie bei Sinusitis: Gelomyrtol® forte umfasst mehrere Behandlungsprinzipien", Hamburg 31. August 2007, veranstaltet von G. Pohl Boskamp GmbH & Co. KG, Hohenlockstedt.

Apothekerin Gode Meyer-Chlond

Myrtus communis ist ein immergrüner Strauch, der im Mittelmeergebiet und in Vorderasien verbreitet ist. Der Hauptbestandteil seines ätherischen Öls ist das Myrtol.

Foto: AZArboretum.org (2004)

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.