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Aus Kammern und Verbänden
Apothekerkammer Schleswig-Holstein
Mit Qualität gegen vielfältige Bedrohungen
Bei der Sitzung der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 12. September in Kiel berichtete Kammerpräsident Holger Iven insbesondere über die ABDA-Klausurtagung, die an den vorangegangenen Tagen in Potsdam stattgefunden hatte. Darüber hinaus ging es um die jüngste Stellungnahme der Bundesregierung zum Verfahren über den Fremdbesitz vor dem Europäischen Gerichtshof. Darin hatte sich die Regierung klar für den freien Heilberuf und gegen den Apothekenfremdbesitz ausgesprochen.
Bei der Klausurtagung in Potsdam sei die große Bedeutung der Qualitätssicherung der pharmazeutischen Leistungen und der Rezeptbelieferung betont worden, erklärte Iven. Verträge seien Sache der Verbände, die Qualitätssicherung der Vertragsinhalte dagegen Sache der Kammern, weshalb beide Organisationen stets gemeinsam über die Umsetzbarkeit sprechen müssten. Derzeit werde die Arbeit in den Apotheken aber durch die Rabattverträge belastet, sodass die Zeit für die pharmazeutische Beratung fehle. Mit diesem Zeitaufwand und einer solchen Aufblähung des Warenlagers habe man nicht gerechnet.
Die Kammerversammlung diskutierte über Möglichkeiten, erneut ein deutliches Zeichen für die Qualitätssicherung zu setzen. Als Unterstützung der Apotheken sollen demnächst zusätzliche Schulungen zur Strukturierung von Beratungsgesprächen angeboten werden. Außerdem berichtete Iven über ein Vorhaben der schleswig-holsteinischen Informationsstelle der Heilberufe. Dort würden berufsübergreifende Dienstleistungen der Heilberufler zur qualitativ hochwertigen Versorgung, zur Prävention und zur Ernährungsberatung geplant.
Als weitere Problemfelder seien in Potsdam das Verblistern, die Prävention als Aufgabe der Apotheker, die Diskussion über die Patienteninformation für verschreibungspflichtige Arzneimittel, die integrierte Versorgung und mögliche künftige Veränderungen der Apothekenbetriebsordnung angesprochen worden. Verringerte Anforderungen an Apotheken könnten den Weg für kleine Apotheken in Supermärkten ebnen. Das Verblistern aus sehr großen Packungen könnte die Arzneimittelpreisverordnung aushebeln. Bei der integrierten Versorgung sei aus Apothekersicht entscheidend, die Arzneimittelausgaben nicht in die Pauschalen für die Honorierung medizinischer Versorgungszentren einzubeziehen. Zudem seien in Potsdam Veröffentlichungen über Aussagen von FDP-Politikern thematisiert worden, die sich für die Abschaffung des Fremdbesitzverbotes ausgesprochen hätten.
Bundesregierung klar gegen Fremdbesitz
Dagegen verwies Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, bei der Kammerversammlung auf die jüngste Stellungnahme der Bundesregierung zum Verfahren über den Fremdbesitz vor dem Europäischen Gerichtshof. Die vom Bundeswirtschaftsministerium erarbeitete Stellungnahme spreche sich klar für die freien Heilberufler und gegen Fremdbesitz aus. Denn es habe noch niemand nachweisen können, dass Fremdbesitz die Versorgung irgendwie verbessere. Die Arzneimittelsicherheit sei durch die bestehende Struktur der Vertriebswege gesichert. Dies solle nicht durch vertikale Strukturen gefährdet werden. Die Vertikalisierung, also der Einfluss des Großhandels auf die Apotheken, werde demnach von der Bundesregierung als Gefahr gewertet. Die Bundesregierung erwarte vom Europäischen Gerichtshof, das Recht zugesprochen zu bekommen, die Arzneimittelversorgung auf nationaler Ebene in der bewährten Form regeln zu dürfen. Doch sogar für den Fall einer Ablehnung dieses Rechts seien aufgrund der Stellungnahme keine chaotisierenden Verhältnisse zu befürchten. Es werde für die bestehenden Apotheken einen tiefgreifenden Bestandsschutz und damit keine Änderungen "von heute auf morgen" geben. Dies sei auch die Auffassung von Parlamentariern, was allerdings von einigen Marktkräften ignoriert werde.
tmb
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